Hope ist 18 und gerät mitten in einen Terroranschlag. Sie selbst glaubt kaum, dass sie inmitten all des Wahnsinns um sie herum, zwischen all den toten Menschen, die den Ashland-Anschlag mit ihrem Leben zahlen mussten, nicht nur überlebt hat, sondern auch plötzlich Superkräfte zu haben scheint. Ohne Probleme kann sie mit bloßen Händen Autos anheben und das scheint erst der Anfang zu sein.
Dass sie je zu den „Erwachten“ gehören würde, wie die Menschen genannt werden, die in einer lebensbedrohlichen Situation besondere Kräfte entwickeln – sozusagen ihr Coming-Out haben – hätte sie nie erwartet. Und dabei war es einst ihr Kindheitstraum, zu genau diesen Menschen mit Super-Power zu gehören. Nun war es also wirklich passiert, sie selbst war eine Superheldin. Und sieht sich vor einer gewichtigen Entscheidung – soll sie eine Karriere bei den Sentinels, dem Superhelden-Team Chicagos, antreten? Oder soll sie nach einem Training, das ihr hilft mit den immensen neuen Kräften umzugehen, in eine Art „Reservisten“zustand gehen und ihrem eigentlichen Plan, ein Studium an der Universität zu beginnen, folgen? Nicht einfacher wird die Situation, als der Teatime-Anarchist, der als der vermeintliche Ashland-Attentäter gilt, sie aufsucht und ihr eine wahrlich phantastisch klingende Geschichte erzählt …
Guter Start
Wenn ein Kapitel in einer meiner Rezensionen so beginnt, schwingt schon mit, dass ich vom Roman nicht durchweg begeistert bin. Leider muss ich sagen, denn ich war voller Vorfreude auf diese neue Reihe. Der Autor Marion G. Harmon beginnt seinen Superheldinnenzyklus erst einmal wie einen Teenie-Collegeroman. Soweit so gut, es geht schließlich um eine junge Frau, die gerade plant ein Studium aufzunehmen. Damit passt der Roman schon mal in das neu erfundene Genre der „New Adult“-Romane, das mir nicht sonderlich liegt. Zwar lese ich ganz gerne auch mal eine Coming-of-Age-Story, aber hier stören mich andere Punkte.
Gut gefallen haben mir der Start und wie wir Leser*innen gleich zu Beginn zusammen mit der Protagonistin Hope recht hart in die neue und ungewohnte Situation geworfen werden. Harmon schreckt hier und auch später im Buch nicht vor recht drastischen Bildern zurück. Dieser Anfang bringt einem Hope durchaus näher, die fortan den Namen Astra trägt, wenn sie als „Cape“, also als Superheldin in Kostüm, unterwegs ist. Kurz danach stößt auch einer der interessantesten Charaktere hinzu – der Teatime-Anarchist. Meine Sympathien als Leserin lagen außerdem bei Artemis, einer jungen Frau, die nicht nur über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügt, sondern sich auch zu Hopes Freundin mausert.
Leider vernachlässigt Harmon aber im Großteil des Buches diese tollen Ideen und Charaktere und verplempert seine Zeit mit, meines Erachtens, unnötigem Füllstoff, bis er am Ende wieder zu sich beziehungsweise zu seiner Story findet und erneut – erstaunlich hart „zuschlägt“. Mehr kann ich darüber an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu viel vorwegzunehmen.
Nicht aus einem Guss
Einerseits haut der Autor uns Leichen und Katastrophen um die Ohren, andererseits ist seine Protagonistin Atlas (Hope) streng katholisch, bieder und verliert eine anfänglich erkennbare charakterliche „Schärfe“, wird stattdessen zum Abziehbild einer Helden-anhimmelnden farblosen Figur. Teile des Buches wirkten dadurch, als würden sie gar nicht zusammen gehören. Trotzdem ich mich an einigen Stellen gut unterhalten fühlte, ärgerte mich doch, dass mir Hope / Astra so unsympathisch war. Vielleicht mochte ich das Buch auch ab dem Zeitpunkt nicht mehr so richtig, als ein dreißigjähriger (alter!?) Mann in einem Prinzessinnenkostüm auf einer Con als nicht familientauglich bezeichnet und dies in der Story auch so dargestellt wurde, als wäre eine solche Haltung völlig normal und auch akzeptabel. Diese Diskriminierung ist mir sauer aufgestoßen und ich konnte sie nicht aus dem Kopf bekommen. Schade, und das obwohl der Teatime-Anarchist und Artemis so viel guten Stoff hergegeben hätten. Hope aber leider nicht. Weiterlesen würde ich nur, wenn jemand mich überzeugt, dass sich die Vorgehensweise des Autors ändert.
Karriere: Superheldin (Wearing the Cape 1)
Geschrieben von
Marion G. Harmon
Genre und Link zum Buch beim Verlag
Urban Fantasy, Near Future Science Fiction, Phantastik, New Adult
Übersetzung
Kathrin Dodenhoeft (aus dem Englischen)
Noch ein paar Details
Im Dezember 2017 erschienen bei Feder & Schwert, ISBN 978-3-86762-295-0
368 Seiten, Taschenbuch
Gelesen …
… unterwegs im IC, ICE, RE und zu Hause im Lesesessel
… in 19 Etappen
Andere Stimmen zum Buch
… gibt es z. B. von powerschnute: Karriere: Superheldin – Marion G. Harmon
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5 Comments
Soleil
8. Juni 2018 at 18:00Habe das Buch auch vor einiger Zeit gelesen und unterschreibe das so. Es war oookay, aber Band 2 brauche ich persönlich nicht. Zudem sehr kleines Format mit entsprechend schwer zu lesenden Buchstaben.
booknapping
10. Juni 2018 at 13:58Ja, leider. Und umso länger ich drüber nachdenke, desto weniger bin ich am zweiten Band interessant. So schade.
Nicci Trallafitti
11. Februar 2018 at 11:26Hey!
Tolle, ehrliche Rezension!
Total schade, dass dir das Buch nicht soooo gut gefallen hat, aber deine Kritikpunkte klingen absolut nachvollziehbar.. ich glaube, das würde mich auch stören.
Mal schauen, ob ich das Buch irgendwann kaufe & lese.
Liebe Grüße,
Nicci
booknapping
11. Februar 2018 at 13:34Vielen Dank, Nicci :-)
Ich kann nur ehrlich, anders geht es gar nicht – das würde meinem Naturell widersprechen. Und gar nichts zum Buch zu schreiben, hätte ich auch doof gefunden. Aber jede(r) sollte sich ihre/seine eigene Meinung bilden.
Daher hier ein Anruf an alle: Wenn ihr „Karriere: Superheldin“ gelesen und etwas drüber geschrieben habt, verlinkt hier gerne auf eure Rezensionen!
Bin gespannt, ob du es lesen wirst, Nicci :-) Deine Meinung würde mich sehr interessieren.
Liebe Grüße,
Sandra
Nicci Trallafitti
11. Februar 2018 at 18:49Da hast du recht :) Ich finde es ehrlich auch am besten, sonst hat da ja auch niemand was von.
Wenn da nicht diese ganzen anderen Bücher auf meinem endlos hohen SuB wären…. :-D
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