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Auch für Comic-Einsteiger / Comicrezension / Graphic Novels

Eine Nacht in Rom: Drittes Buch von Jim

Comic neben einem türkisen Schal und einem umgekippten Weinglas

Obwohl es sich hier um den dritten Band der Reihe Eine Nacht in Rom handelt, kann die folgende Rezension auch dann gelesen werden, wenn die ersten Teile noch unbekannt sind. Meines Erachtens dämpfen die wenigen Informationen zu den vorangegangenen Büchern die Freude am Lesen nicht und ich warne daher hier jetzt nicht vor Spoilern. Es ist sogar möglich, erst mit diesem dritten Buch in den Vierteiler einzusteigen, jedoch empfehle ich dringend die gesamte Serie zu lesen. Insbesondere die ersten zwei Bände gehören zu meinen All-Time-Favorites!

Zehn Jahre

Nachdem sich Raphael und Marie an ihrem Vierzigsten erneut auf ein Wiedersehen in Rom verständigt haben, steht der 50. Geburtstag der beiden kurz bevor. Raphael möchte dieses Mal eine große Nummer aus diesem Tag machen. Er lädt seine engsten Freundinnen und Freunde zu einer rauschenden Party ein, für die er sogar eine kleine Villa anmietet. Glücklich ist er jedoch schon lange nicht mehr. War er das überhaupt jemals? Er will jetzt endlich mal wieder so richtig feiern. Und außerdem sollen die Gäste nun auch Marie kennen lernen. Denn auch die von ihm geradezu idealisierte Frau, mit der er gerade einmal ein paar wenige Nächte verbracht hat, hat er eingeladen. Ob sie kommen wird? Eigentlich wollten sie sich wieder in dem Hotelzimmer treffen. Allein. So haben sie es sich versprochen.

Leseprobe Eine Nacht in Rom 3

Eine Nacht in Rom Drittes Buch, Seite 17 © Splitter Verlag

Meisterlich

Bis vor kurzem hatte ich nicht erwartet, dass der Zweiteiler Eine Nacht in Rom überhaupt eine Fortsetzung erhalten würde. Und wer das Nachwort des Autors in diesem Dritten Buch liest, erfährt, dass auch er dies nicht von vornherein geplant hatte. Als er selbst 50 Jahre alt wurde, wusste er aber, dass sich Marie und Raphael nun ja eigentlich auch wieder treffen wollten und dies nun der absolut richtige Zeitpunkt wäre, von diesem Wiedersehen zu berichten.

Mit den ersten zwei Bänden habe ich mich in die Zeichnungen und Erzählkunst Jims verliebt. Ich war damals fasziniert und völlig hin und weg von seinem Schaffen. Die Comics haben einen wunderbaren, gemütlichen Platz in meinem Regal und ich habe nicht vor, sie jemals abzugeben.

Jims Zeichnungen sind phänomenal, insbesondere wenn es um die menschliche Anatomie geht. Seine Erzählweise ist ruhig, entspannt und oft wortfrei. Ich vermisse in seinen Panels nie etwas und verliere mich zu gerne in ihnen. Und auch die Koloration (Delphine + Jim) ist grandios. Das Spiel mit Komplementärfarben lässt mich innerlich aufseufzen. Beide müssen eine hervorragende Beobachtungsgabe haben, wenn ich die Details betrachte, die sie einfangen. Hier fasziniert mich ein Fuß Maries, dessen Hacke sich leicht von ihren Wedges (hochhackige Sandalen mit einer dicken Sohle) abhebt, wenn sie geht. Und dort ein Flugzeug, das einsam und allein auf einem blauen wolkenlosen Himmel zu sehen ist. Eben dieses so karge Panel ist übrigens mein allerliebstes im gesamten Band (S. 53).

Jedoch hat mich das Szenario in Eine Nacht in Rom – Drittes Buch nicht derart mitgerissen wie das der ersten zwei Bücher. Mir fehlte die Ruhe in einem großen Teil der Erzählung. Raphaels Freund*innen gingen mir auf die Nerven, die Party und das teils sogar diskriminierende Verhalten einiger Menschen ekelte mich an.  A Jim das nicht einfach so stehen, lässt seinen Protagonisten sogar selbst an den Punkt kommen, an dem ich als Leserin dann schon war. Jedoch hat dieser Teil für mich das Leseempfinden etwas getrübt.

Trotzdem ist dieser Comic eine Empfehlung wert und Jims Charaktere sind voller Vielschichtigkeit. Ich liebe besonders die Darstellung der so unnahbar wirkenden und äußerlich wunderschönen Marie, die innerlich selbst doch so zerbrechlich, ungehört und unverstanden ist. Auf den ersten Blick sehen wir Lesenden ebenfalls das optisch Reizvolle, Jim führt uns dann zu der inneren Schönheit dieses Menschen. So wundervoll.

 

Infos zum Comic

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Thierry Terrasson, genannt Jim oder Téhy © Splitter Verlag

Eine Nacht in Rom – Drittes Buch

Geschrieben – Gezeichnet – Koloriert – Übersetzt

Jim (Téhy) – Jim – Jim & Charline – Tanja Krämling (aus dem Französischen)

Gefallen könnte euch der Comic

  • wenn ihr ruhige Erzählungen mögt, die kein Tamtam brauchen, um zu wirken
  • wenn ihr schon beim Blick auf das Cover Herzklopfen bekommt
  • wenn ihr vielleicht selbst die 30er bereits verlassen habt und euch mit dem Älterwerden beschäftigt
  • wenn ihr hinter die Fassaden von Menschen schauen möchtet
  • wenn ihr einen Hang zu Dramen habt

Und auch für Comic-Einsteiger ist diese Graphic Novel gut geeignet. Auch hier empfehle ich aber mit dem Ersten Buch zu starten.

Eine Leseprobe gibt es hier beim Splitter Verlag.

Noch ein paar Details

Ende März 2019 erschienen bei Splitter, Teil 3 von 4, ISBN 978-3-96219-230-3, 104 farbige Seiten, Hardcover, EUR 19,80

Den ersten und zweiten Band gibt es auch als digitales Exemplar für je Eur 9,99.

Den Comic habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten. Meine Meinung ist davon natürlich unbeeinflusst.

Eine Nacht in Rom – Drittes Buch von Jim (Téhy) © Splitter Verlag

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4 Comments

  • Michael Kleu
    19. März 2020 at 22:46

    Ich finde die Cover der Reihe in ihrer Sinnlichkeit sehr ansprechend. Ich habe mir jetzt mal den ersten Teil bestellt. Schauen wir mal ;-)

    Reply
    • booknapping
      20. März 2020 at 12:07

      Ohja, sinnlich – das beschreibt Jims Zeichnungen sehr gut. Band 1+2 gehören zu meinen All-Time-Favourites <3
      LG
      Sandra

      Reply
      • Michael Kleu
        26. März 2020 at 11:15

        Ich weiß nicht, was ich gemacht habe, aber jetzt habe ich mir statt des ersten Teils versehentlich den dritten bestellt …

        Egal. Wie Du schon schreibst, kann man ihn gut ohne Vorwissen lesen. Jedenfalls haben mit die stimmungsvollen Bilder großartig gefallen und ich freue mich auf Band 1 und 2, zumal Du sagst, dass diese noch besser seien.

        Reply
        • booknapping
          26. März 2020 at 12:44

          Oh – das ist ärgerlich. Aber es stimmt schon, du kannst den dritten Band auch einzeln lesen.
          Die ersten zwei sind allerdings ein echtes Highlight.

          Liebe Grüße
          Sandra

          Reply

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