Ich finde es spannend „hinter die Kulissen“ zu schauen. Dabei muss es nicht unbedingt eine Filmproduktion sein. Im Gegenteil, mich interessiert der Einblick in den Arbeitsalltag von Menschen. Völlig egal, ob es sich dabei um eine U-Bahnfahrerin, einen Opernsänger oder auch eine Blogger_in handelt. Mich interessiert, wie die Personen sich organisieren, welche Arbeitsweisen sie nutzen, welche Wege sie für sich finden. Und nicht nur im Beruf, gleiches gilt für ihre Freizeit. Wie geht jemand vor, wenn er einen Kuchen backt, hält er sich an die Regeln eines Rezeptes, sieht die Küche hinterher aus wie Sau und wird erst am nächsten Tag weggeräumt und so weiter und so weiter. Und weil ich das spannend finde, dachte ich, dass ich auch einmal ein wenig von der Arbeit hinter dieser Seite erzähle. Wie ich meine Bloggerei organisiere, welche Hilfsmittel ich nutze und wie ich an eine Rezension herangehe (ok, das hat dann doch nicht mehr reingepasst, aber dazu unten mehr). Viel Spaß beim Blick hinter die vollgestellten Kulissen von Booknapping.
Herrscherin über das Chaos oder Blogorganisation
Ich habe ständig neue Ideen. Ideen für neue Projekte schießen bei mir aus dem Boden wie Pilze im feutchtwarmen Herbst. Das werden viele von euch kennen, egal ob ihr selbst ein Blog führt, Bücher schreibt oder gerade eine Gartenumgestaltung plant. Wieviele Ideen so täglich auf einen niederprasseln ist sicher unterschiedlich. Bei mir sind es … sagen wir, reichlich. Unterwegs habe ich stets mindestens ein Notizbuch bei mir, um fixe Ideen zu notieren, sie festzuhalten und vielleicht irgendwann anzugehen oder sie auch wieder auszusortieren. Ein Teil dieser Ideen betrifft auch mein Blog und wenn mal wieder Muße und Zeit ist, sortiere ich diese zu Hause dann in meine ganz persönliche Blogplanung ein.
Für neue und laufende Projekte, Aktionen mit anderen Blogger_innen und administrative Arbeiten an der Seite habe ich ein Planungsheft. Für mich funktioniert das ganz gut, ich muss aber zugeben, dass ich meine Art diese Dinge zu sortieren, regelmäßig auf den Kopf stelle und neue Möglichkeiten finde. Die aktuelle klappt für mich und das sogar schon seit einigen Monaten. In einem pinkfarbenen DIN A4-großen Heft habe ich für jede Rubrik im Blog mindestens eine Doppelseite reserviert, auf der ich alle Vorhaben sammle. Die einzelnen Rubriken wiederum habe ich mit Post-it-Reitern am Rand markiert und beschriftet. Ich bin auch hier in der Form nicht unbedingt beständig. Wenn es sich nicht mehr bewährt, dass ich in dem Heft etwas ablege, lasse ich es einfach und führe es anderswo weiter. Gutes Beispiel ist unser Podcast 3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch, den wir jetzt in Online-Dokumenten planen und organisieren. Dann brauche ich das hier in meinem Blog-Heft nicht mehr und lasse es auch einfach. Doppelte Datenhaltung wäre hier unsinnig.
Monatsplanung (zumindest grob)
Im Grunde habe ich zu viele Rubriken im Blog als ich eigentlich in kurzen Abständen mit neuen Artikel bedienen kann. Damit habe ich mich mittlerweile abgefunden. Aufgeben möchte ich sie (meistens) trotzdem nicht und irgendwann kommt schon mal wieder die Zeit für einen neuen Beitrag in diesen Bereichen. Auch das werden einige von euch kennen, da bin ich ganz sicher.
Um aber zumindest ein wenig den Überblick zu behalten, wann könnte was dran kommen, was sollte ich wann vorbereiten und auch um Anfragen zu gemeinsamen Aktionen etc. beantworten zu können, brauche ich so etwas wie einen groben Monatsplan – eine Übersicht. Mit einem Bulletjournal habe ich mich bisher nicht so recht anfreunden können. Mein Filofax liegt auch schon lange Zeit ungenutzt in der Ecke und verstaubt. Überhaupt habe ich festgestellt, dass es mir nicht liegt, täglich in ein Journal zu schreiben, was ich mir an dem Tag vornehme, es dann abzuhaken etc. Dafür bin ich zu unstet, habe an manchen Tagen einfach keine Lust drauf und so geht es schnell dazu über, dass es mich nervt, mir selbst so eine Bürde auferlegt zu habe. Also habe ich ähnliche Ambitionen stets nach wenigen Tagen oder Wochen in die Ecke geschmissen.
Gut funktioniert für mich die Arbeit mit kleinen Post-its, die ich einfach auf handgeschriebenen Kalenderblättern, die jeweils einen Monat abbilden, hin- und herklebe. Damit bin ich flexibel, kann priorisieren und einfach was auf den nächsten Monat ver“kleben“. Auch kann ich erledigte oder verworfene Punkte einfach zerknüllen und wegwerfen – sehr befriedigend.
Herrin über meine Rezensionsexemplare
Ich fordere gerne Exemplare zur Vorstellung und Rezension hier im Blog an und weiß aber aus langjähriger Erfahrung, dass ich darüber eine sehr gute Übersicht behalten muss. Dabei reicht es mir nicht, diese Titel an einen bestimmten Platz zu stellen (ich habe dafür ein Regalbrett), sondern ich benötige neben Titel und Verlag auch einen Überblick über die folgenden Punkte:
- wann habe ich beim Verlag oder Autor_in angefragt
- falls lange keine Antwort und auch keine Postsendung kommt, habe ich darüber einen Überblick und kann so ggf. nachfragen
- habe ich eine Zusage erhalten
- Erscheinungstermin
- wann in etwa kann ich mit der Zusendung rechnen
- Erhalt des Exemplars
- meinen Lesestatus (gelesen/noch nicht gelesen)
- Rezensionsstatus
- Versand des Rezensionsbelegs (per E-Mail)
Das alles halte ich in meinem DIN A5-großen gelben Rezensionsheft fest. Dafür habe ich mir eine tabellarische Struktur ausgedacht, mit der ich super zurecht komme. Neben den handschriftlichen Eintragungen nutze ich auch hier Post-its, die ein zusätzlicher optischer Hinweis für mich sind. So sehe ich den Fortschritt bei den einzelnen Titeln noch besser und freue mich außerdem über die Eulensticker. Für Comics und Romane/Sachbücher nutze ich dabei zwei verschiedene Farben. Sehr strukturiert, wie ich finde, bei diesem sensiblen Thema ist das aber auch nötig.
Ich habe das anfangs übrigens digital gemacht, das war aber nicht mein Weg. Ich brauche diese optischen Spielereien, es macht mir analog viel mehr Spaß und … ich muss nicht immer online sein, um Eintragungen zu machen. Da ich auch beruflich sehr viel am PC arbeite, ist analoge Arbeit für mich auch eine Art der Entspannung.
Verlagskontakte
Auch für die Kontaktadressen meiner Ansprechpartner_innen bei Verlagen bin ich von einer digitalen unpersönlichen Liste auf eine Lösung auf Papier umgestiegen. C3-PO hat die Hoheit über all die E-Mail-Adressen, Namen und mit Washi-Tape eingeklebten Visitenkarten. Das Ganze noch alphabetisch sortiert, damit komme ich hervorragend zurecht, viel besser als mit einer Excelliste. Altmodisch? Nein, mein Weg.
Warum nicht alles in einem?
Ich mag es vielfältig und habe den Anspruch an mich selbst aufgegeben, alles was den Blog betrifft in nur einem Notizbuch ordentlich und strukturiert aufzuzeichnen. Das ist einfach nichts für mich. Ich brauche diese vielen verschiedenen Bücher, Hefte, Post-its, Stifte, Marker, Tapes. Die bunte Vielfalt beruhigt mich so sehr, wie jemand anderen vielleicht eine Lösung mit nur einem Heft, einem Stift und zwei Excellisten es tun würde. Ich muss mich austoben können und derzeit fühle ich mich mit meiner Methode sehr wohl. Aufgeräumte Schreibtische mag ich übrigens auch nur, weil ich sie dann kreativ „vollstellen“ kann. Danach kann ich sie dann (irgendwann) wieder aufräumen.
Weitere Bücher führe ich für Notizen zu Rezensionen – aufgeteilt nach Comics und anderen Büchern. Auch Ideen für Schreibprojekte, wie Kurzgeschichten oder sogar Romane werden an nochmal anderen Stellen notiert. Eigentlich wollte ich euch in diesem Beitrag auch davon erzählen, wie ich beim Schreiben von Rezensionen vorgehe. Das verlagere ich aber besser in einen zweiten Beitrag, da dieser doch nun viel länger geworden ist als erwartet.
In all dem vielfältigen Chaos habe ich aber stets den Überblick. Und das ist es, was für mich zählt. Und was gut funktioniert. Ich habe mich in meinem Leben lange daran orientiert, wie „man“ Dinge tun sollte, wie sie im Allgemeinen getan werden „sollten“. Habe versucht, mich anzupassen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich endlich verstanden und für mich akzeptiert hatte, dass ich einen eigenen Weg brauche und dieser zudem oft abweicht, von dem was als „normal“ und akzeptiert angesehen wird. Für mich ist diese bunte Vielfalt eine Ordnung, für andere mag es das totale Chaos sein. Was soll’s. Es ist mein Weg.
Habt ihr euren Weg zur Organisation von Aufgaben, Plänen, Träumen, Zielen gefunden? Sei es für euren eigenen Blog, euren Alltag, eure Lese- oder Urlaubsvorhaben? Erzählt mir davon, ich bin doch schrecklich neugierig (s. Satz eins oben) und lasse mich gerne inspirieren. Schreibt mir in den Kommentaren oder verlinkt eigene Beiträge. Ich freue mich sehr auf eure individuellen Ideen!
8 Comments
Jacquy
25. September 2018 at 16:26Wow, das sieht sehr organisiert aus. Wenn ich eine Idee für einen Beitrag habe, dann schreibe ich ihn entweder sofort (oder zumindest einen Erstentwurf) oder ich halte sie in meiner normalen To Do List App fest. Das kommt nur selten vor, darum brauche ich dafür keine ausgefeiltere Lösung. Ich mag es aber, dass du dich immer wieder deinen aktuellen Bedürfnissen anpasst und nicht bei der erstbesten Methode bleibst. Das mit den Klebezetteln finde ich cool, aber ich brauche für mich immer ein bisschen „Zwang“, weil ich manche Dinge sonst ewig hin und her kleben würde.
Rezensionsexemplare bekomme ich schon länger nicht mehr wirklich, aber früher habe ich auch in einer Tabelle zumindest festgehalten, was ich angefragt habe, ob es mir bestätigt wurde, wann ich es erhalten und wann rezensiert habe. So habe ich auch einen guten Überblick behalten und nichts vergessen. Das ist dabei wirklich sehr wichtig.
Mir gefallen handschriftliche Listen aber auch viel besser als digitale. Teilweise ist es einfacher, unterwegs kurz was im Handy zu notieren, aber zu Hause bin ich Team Bullet Journal.
booknapping
26. September 2018 at 10:15Hi Jacquy, danke für dein Feedback zu meinem Beitrag und die Details zu deiner Art, dich zu organisieren. Ich finde ja, es ist immer eine Art der Organisation, wenn sie auch nicht auf den ersten Blick so wirken mag. Hauptsache ist doch, sich selbst damit wohlzufühlen :-)
Liebe Grüße,
Sandra
Marco / Luziferian
6. August 2018 at 17:02Deifinitiv spannend. Bei mir geht das alles… spontaner zu. Da ich keinen Druck habe bestimmte Rezensionen zu bestimmten Terminen fertig zu bekommen und der Blog so klein ist und sehr wenige Leser hat versuche ich einen Rythmus von zwei Posts die Woche beizubehalten – das passt auch etwa zu meinem Lese/Schautempo bei Filmen, Serien, Comics etc.. Meistens klappt das auch ganz gut. Kämen Rezensionsexemplare hinzu müsste ich auch mehr planen.
Ich verstehe total, dass du das analog brauchst. Hin und wieder mache ich das auch aber ich bin eher der digitale Typ – Bei meiner Informatiker-Sauklaue könnte ich 2 Wochen später sowieso nichts mehr lesen :D
Aber eine interessante Artikelserie!
booknapping
7. August 2018 at 19:20Ich freue mich sehr, dass dir die Backstage-Beiträge gefallen. Ich hatte das Bedürfnis drüber zu sprechen und auch von anderen zu hören, wie sie es handhaben. Das habe ich erreicht, vielen Dank daher auch für den kleinen Exkurs bezüglich deiner „Blog-Orga“. Zwei Posts die Woche sind doch eine ganze Menge! Ich kann dir nicht ganz glauben, dass dein Blog so klein ist ;-) Ich denke, du hast schon so einige Leser_innen. Hier sind auch nicht sooo viele Leute unterwegs, aber die Orga brauche ich trotdem. Ganz einfach für mich – und für mein Wohlfühlgefühl :-)
Das Handschriftliche hat für mich was Sinnliches, vermutlich kann ich daher auf diese Art meine Emotionen recht gut festhalten. Sauklaue? Kenne ich HeHeHe.
LG,
Sandra
Vincisblog
6. August 2018 at 09:47Das sieht doch stark nach BuJo aus…und das muss man nicht täglich machen, sondern kann es nach seinem eigenen Gusto befüllen.
Sehr schick und gerade mit den Rezensionsexemplaren hast du mich, selbst auf eine Idee gebracht :)
booknapping
7. August 2018 at 19:45Bullet-Journaling habe ich schon probiert, daraus dann aber meine eigene Version gestrickt. So klappt es ganz gut :-)
Schön, dass du was mitnehmen konntest. Die Sache mit den Rezensionsexemplaren klappt echt super, bin gespannt, wie du es adaptieren wirst.
LG,
Sandra
Miss Booleana
25. Juli 2018 at 20:52Uuuh spannend :D Ich mag solche Blicke hinter die Kulissen auch sehr gern und sehe gern wie andere arbeiten, ob es da evtl einen großen Tipp gibt, den ich mir abschauen kann, ein Vorgehen das mächtig Zeit oder Ressourcen spart. Inzwischen habe ich selber aber alle meine Organisation dann doch tatsächlich digital und nutze im Wesentlichen zwei Apps, die ich sowohl am Handy als auch am Laptop nutzen kann. Ich finde das ganz praktisch, falls mir unterwegs eine Idee kommt.
Aber ich stehe sehr auf Listen und v.A. auf das „abhaken können“. Eine irrsinnige Freude und sehr beschwingend zu sehen wie die Todo-Listen kürzer werden XD Allerdings meistens auch das per App.
Wenn ich doch noch was in bunt und schön mache, dann sind das meistens so kleine Heftchen mit Ideen für mich selber, privater Kram zum später angucken und freuen. Zum Beispiel das da: https://stefanie-hoefig.de/webcomic/2018/03/19/wip-a-year-in-pixels/
booknapping
26. Juli 2018 at 11:17Danke für den Einblick in deine Organisation! Ich mag es einfach auch, Zettel zu zerknüllen und so erledigte Dinge wegzuwerfen. Das geht digital nicht und daher sicher auch ein Grund für meine Vorliebe, vieles analog zu machen. Dein „Jahr in Pixeln“ sieht interessant aus, das ergibt sicher ein schön buntes Bild am Ende des Jahres. Klasse, dass du es so durchhältst. Darin bin ich nicht gut, ich brauche stets Abwechslung und kann schlecht bei einer Sache/Methode bleiben. Obwohl … einiges behalte ich doch bei. Ich muss demnächst unbedingt über meine Art zu rezensieren schreiben, da habe ich nämlich etwas für mich gefunden, was ich im Grunde immer auf die gleiche Art tue.
Lieben Dank für deinen Kommentar und viele Grüße,
Sandra
Mit Absenden deines Kommentars akzeptierst du meine Datenschutzbestimmungen.