Trotz der 31 Tage, die der Dezember zu bieten hatte, habe ich relativ wenig gelesen in diesem letzten Monat des vergangenen Jahres. Vollgepackt mit anderen Unternehmungen habe ich eher Comics, Bücher & Co gekauft. Die fünf gelesenen möchte ich euch dennoch, wie gewohnt, vorstellen. Es sind wieder echte Leckerbissen darunter, los geht es mit einem meiner Lieblingsszenaristen.
Das Beste zuerst: Leo / Icar – Ferne Welten Episode 1 (Splitter Verlag)
Falls es noch jemanden gibt, der es noch nicht weiß: Ich bin Leo-Fan. Im Grunde könnte man mir alles zum Lesen geben, dass er geschrieben oder gezeichnet hat. Vermutlich würde ich alles lieben. Der Grundgedanke all seiner Geschichten ist so authentisch und – für mich – mit Leo selbst verbunden, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er davon jemals abrücken würde.
In der bei Splitter erscheinenden Serie Ferne Welten erzählt er von Paul Clauden, der nach Ankunft mit seiner Mutter und Schwester auf Altair-3 nach seinem verschollenen Vater sucht. Ihm schließt sich ein Stepanerk an, ein Außerirdischer, der in seiner Statur an einen Hummer-Zentaur erinnert. Damit hat Paul einen zugleich starken, mit besonderen Fähigkeiten ausgestatteten, wie auch intelligenten und eloquenten Begleiter an seiner Seite. Obwohl Altair-3 bereits längere Zeit von den Menschen kolonisiert ist, gibt es Bereiche auf dieser Sternenkolonie, die Leo mit seinen phantastischen Wesen und Architekturen füllen kann. Und genau dort hin geht Pauls Reise …
W. M. Prince / J. Amor – One Week in the Library (Image Comics)
Bestellungen für US-Comics tätige ich meist über den Previews, der die Neuerscheinungen drei Monate zuvor ankündigt. Dieses Trade wurde schon einen Monat vorher angekündigt und so war ich insgesamt vier Monate lang neugierig auf diese Graphic Novel. Im Dezember 2016 ist sie nun endlich erschienen und das Leseerlebnis war ganz anders als erwartet. Überraschend anders. Denn Autor W. Maxwell Prince und Zeichner John Amor haben sich auf den 96 Seiten ausgetobt und mit verschiedenen Erzählformen experimentiert. Sieben Storys werden auf sieben Wochentage verteilt erzählt, dabei nutzt jede eine andere „Form“. Der gesamte Comic ist experimentell. So konstratiert beispielsweise ein klassisch pastelliger und geradezu lieber Zeichenstil mit den krassen Darstellungen, die sich auch im Text wiederfinden. Dann wiederum gibt es nur Illustrationen zu einer Text-Erzählung ohne jegliche comic-übliche Panels. Oder die Panelaufteilung wechselt von einer gleichmäßigen Neun-Panels-je-Seite zu einer völlig freien Einteilung. So zieht sich das Design durch den gesamten Band.
Inhaltlich ist das Ganze recht verwirrend, zugleich aber auch spannend. Manchmal richtig schön, dann wieder grausam. So richtig scheinen die Macher nicht gewusst zu haben, wohin sie mit der Story beziehungsweise den Storys wollen. Darüber schreiben sie sogar in der letzten Geschichte. Und obwohl einem auf den 96 Seiten eine Menge bekannter Figuren aus der Welt der Bücher begegnen (z. B. aus Alice im Wunderland, Narnia, Die unendliche Geschichte), die Bilder von wandfüllenden Bücherregalen das Herz des Booknerds höher schlagen lassen und viele Sätze das Potential haben, zu Lieblingszitaten zu werden, ist „One Week in the Library“ immer noch eine Graphic Novel, die wohl den Zweck erfüllen sollte, den Autoren Raum für Experimente zu bieten. Dass meine Ausgabe nun voller markierter Stellen ist hat seine Gründe.
„And isn’t that what writing stories is all about? An infinity of choices, and you get to pick one and run with it.“
Montclaire / Reeder / Bustos – Moon Girl and Devil Dinosaur #13 (Marvel)
Den Versuch, in eine laufende Reihe einzusteigen, habe ich mit Heft 13 dieser Serie gewagt. Hier beginnt eine neue Storyline, es war also der passende Zeitpunkt aufzuspringen.
Die kleine Moon Girl, die ihrer Aussage nach, das intelligenteste Wesen auf der Erde ist, habe ich schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen.
Sie ist einfach cool – etwas weltfremd – und hat wirklich große Freunde, wie zum Beispiel den Hulk, die ihr zur Seite stehen. Allen voran natürlich Devil Dinosaur, der große rote Tyrannosaurs Rex, der ihr auf Schritt und Tritt folgt und immer zur Stelle ist.
Bustos Zeichnungen sind cartoonig, detailarm und – für einen Superheldencomic eher ungewöhnlich – irgendwie süß. Als es zum Kampf mit Mole Man und seinen riesigen aus der Erde hervorbrechenden Monstern kommt, bleibt einem nichts übrig, als diese Gegner doch ein klitzekleines bisschen zu mögen, denn sie sind so „niedlich“. Vielleicht empfinde ja nicht nur ich das so. Für mich ist das Team Moon Girl and Devil Dinosaur auf jeden Fall ab sofort monatliches Spaß-Lesevergnügen!
Houser / Hetrick – Faith #6 (Valiant Comics)
Die Dezember-Ausgabe der laufenden Faith-Serie führt die in Heft 5 begonnene Dark Star-Story zu Ende. Das Mädchen befindet sich unter Kontrolle der „Organisation“, die ein Virus in die Welt gebracht hat.
Die Story verläuft etwas interessanter, „Dark Star“ beginnt sogar sympathisch zu werden. Trotzdem wirkt die Storyline eher wie ein Lückenfüller. Und obwohl Sauvages Koloration wirklich gelungen ist, bleibt Faith #5 und #6 nicht als Glanzlicht in Erinnerung. Mit einer Ausnahme: Dem letzten Panel in dem die Titelheldin barfüßig am Strand sitzt und nach Pokemons Ausschau hält :-)
Die Vorschau auf das Cover für Heft 7 lässt hoffen, dass es wieder bergauf geht mit dieser Ausnahmeserie.
Vaughan / Chiang / Wilson – Paper Girls Vol. 2 (Image Comics)
Mit diesem zweiten Trade bündelt Image die Heftausgaben #6 – #10 der Erfolgsserie Paper Girls. Das von Cliff Chiang gezeichnete Cover ist dabei schon ein Hingucker, wobei die Wahl bei den vielen großartigen Cover der Heftreihe sicher dem Verlag nicht leicht fallen wird.
Insgesamt geht die Story nahtlos und vor allem stark weiter. An Vol. 1 reicht sie nicht ganz heran, war doch zu Beginn für den Leser noch alles neu und überraschend, jedoch bleibt es spannend und die Charaktere bekommen mehr und mehr Tiefe. Durch zunehmende Zeitreisen entstehen weitere Probleme, da erfindet Vaughan nicht unbedingt Neues. Cliff Chiangs Zeichenkunst strahlt dabei weiterhin und das zweiseitige Panel in jedem Heft ist immer ein Highlight. Matt Wilsons Koloration ist an den genussvollen Bildern natürlich nicht völlig unschuldig.
Am Ende des Sammelbandes steht wiederum ein heftiger Cliffhanger, der schnell dazu führen kann, dass die Zeit bis zum nächsten Trade zu lang wird und dann doch die Einzelhefte den Weg nach Hause finden.
Ich bin besonders neugierig, mehr über die „old-timers“ zu erfahren. Bisher bin ich keineswegs davon überzeugt, dass sie wirklich die „Bösen“ sind, so schnell springe ich auf keinen Zug auf, der mir von Autoren für die Füße gestellt wird. Ich versuche jetzt fünf Monate ruhig abzuwarten. Om.
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