Im ersten Monat des noch jungen Jahres 2017 habe ich insgesamt zwölf Comics gelesen. Zehn davon im englischen Original, zwei in deutscher Sprache. Aufgrund der Menge habe ich den Rückblick auf meinen Comiclesemonat wieder in zwei Teile aufgesplittet. Los geht es mit Nimona (deutsche Ausgabe), Black Hammer, Motor Girl und Reborn. Viel Spaß!
Noelle Stevenson – Nimona (Minisplitt, Splitter Verlag)
Über Nimona wurde viel geschrieben in letzter Zeit. Überall wurde die junge Autorin mit Lob überschüttet, ich wurde neugierig und griff zu. Und ich bin so froh, es getan zu haben!
Die Geschichte über das punkige Mädchen, das eigentlich ein Gestaltwandler ist (kein Spoiler, das ist gleich von Anfang an klar) und so gerne der Sidekick eine Bösewichts sein möchte, ist einfach entzückend. Beim Lesen habe ich häufiger gedacht „Was für ein Erstling!“ Zeichnerisch und inhaltlich ist der Comic sehr individuell. Irgendwie erfrischend und ganz anders als viele andere Comics – vor allem US-amerikanische. Noelle Stevenson mixt Elemente unserer Gegenwart mit einer Fantasy-Welt mit Märchenanklängen.
Nimona ist lustig, widerspenstig, tiefgründig, liebevoll, überraschend, jung. Nimona ist klasse und außerdem ein gutes Einsteigerprojekt für Neulinge im Comicbereich.
Nimona ist im November 2016 beim Label „Minisplitt“ im Splitter Verlag erschienen. 272 Seiten – Softcover – Eur 19,95 – ISBN 978-3-95839-960-0
Jeff Lemire, Dean Ormston, uvm. – Black Hammer #6 und Giant-Sized Annual #1 (Dark Horse Comics)
Mit Heft #6 widmet sich Black Hammer Madame Dragonfly, die letzte in der Reihe der Sechs, die noch nicht detalliert vorgestellt wurde. Im Stile klassischer Golden und auch Silver Age-Horror-Comics teilt sich das Heft in mehrere Geschichten, die Madame Dragonfly als „Hüter“ und Erzählerin einleitet, bei zwei davon handelt es sich um ihre eigenen. Ein starkes Heft, ganz nach meinem Geschmack, da ich eh ein Faible für die alten Horror- und Gruselklassiker habe. Der Kreis schließt sich – alle Charaktere des Teams sind vorgestellt. Mit #6 wird der erste Erzählstrang abgeschlossen (end of first story arc). In der Leserstimmenrubrik verrät Michael Chabon, dass 20 Ausgaben von Black Hammer geplant sind – sehr gute Nachrichten!
Im Januar erschien dann das Black Hammer Giant-Sized Annual, wieder geschrieben von Jeff Lemire, allerdings durften sich neben Dean Ormston einige neue Künstler um den Bildteil kümmern. Jeder zeichnete einen Schnippsel einer übergeordneten Story, die alle fünf Helden zusammenzuführen scheint. Offenbar gibt es eine Gemeinsamkeit und Col. Weird scheint (jetzt) mehr zu wissen als alle anderen. Die Zeichenstile und Kolorationen sind sehr krass unterschiedlich und machen dieses Annual zu etwas Besonderem. Ein Hingucker ist auch das Hochglanzcover, sowohl das Front- als auch das Backcover.
Black Hammer macht nun einen Monat Pause, im März geht es weiter mit Heft #7! Alle, die neu einsteigen wollen, können im April zum ersten Sammelband greifen. Diesen könnt ihr hier online bestellen oder bei einem der vielen Comichändler, die auch US-Comics führen. Es lohnt sich – ich kann es nicht oft genug sagen – Black Hammer gehört für mich zu den besten aktuellen Serien.
Terry Moore – Motor Girl #2 + #3 (Abstract Studio)
Nachdem ich am Ende von Heft #1 zunächst etwas enttäuscht von den albernen Cartoon-Aliens war, bin ich nach dem Lesen des zweiten und dritten Heftes jetzt wieder ganz neugierig auf die Fortsetzung. Terry Moores Story scheint mehr Tiefgang zu haben als die erste Ausgabe vermuten ließ. Zwar wird es auch wieder lustig, jedoch steckt hinter der Fassade der hübschen Mechanikerin Sam ein unvermutetes Schicksal und überraschender Werdegang. Indes bleibt der Gorilla Mikey mein Held mit seinen trockenen Sprüchen und der Unermüdlichkeit mit der er seine Sam beschützt.
Auch wenn mir die Aliens weiterhin nicht gefallen, sind sie doch am Ende von #3 für eine echte Überraschung verantwortlich, die mich trotz der unerwarteten Entwicklungen wieder lächeln ließ. Motor Girl entwickelt sich sehr gut, ich bleibe dran.
Mark Millar, Greg Capullo – Reborn #3 + #4 (Image Comics)
Das erste Heft war ein Knaller, das zweite ließ nach, das dritte war … rasant schnell und im vierten fand Millar trotz fast anhaltender Geschwindigkeit wieder zu dem zurück, was er im ersten anklingen ließ.
Und jetzt nochmal langsam:
Issue 3 begleitet Bonnie und ihren Vater auf einer Hochgeschwindigkeitsstory, die die beiden vom Regen in die Traufe führt. Erste Drachen, dann Kopfgeldjäger, gefolgt von Sklavenhändlern und schließlich Gefangenen der „Hölle“. Sehr viel Action hintereinander, dabei nahezu kein Vorankommen in der Handlung.
Issue 4 bietet ebenfalls eine Menge Tempo, jedoch scheint Millar hier endlich den Bogen zu bekommen und die bisher noch recht unspektakuläre Fantasystory in eine eher ungewöhnliche Richtung zu lenken. Es gibt die ersten Enthüllungen, so gefällt mir die Serie wieder besser. Ich bin gespannt, was in den beiden letzten Ausgaben passiert und wie der Autor es abschließt. So lange bleiben die sprechenden intelligenten Tiere für mich das Highlight in Reborn.
Wer die ganze Serie am Stück lesen möchte, kann dies ab Mai. Da erscheint das entsprechende Hardcover.
EDIT: Es gibt jetzt auch einen Index auf booknapping.de, in dem alle Comics verlinkt sind, die im Blog besprochen wurden: Index: Booknappings Comics.
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