Auch im November habe ich natürlich einige Comics gelesen, dieses Mal allerdings nur englischsprachige. Der Monat ging eindeutig zu schnell rum, sodass ich alle Titel in einem einzigen Beitrag vorstelle.
Auf meiner bildreichen Reise begegnete ich im herbstlichen November einigen alten Bekannten, wie Faith, den Helden aus „Black Hammer“ und „Reborn“. Und auch etlichen neuen, darunter waren Rudy, der Baumfrosch, die ersten Zeitungsmädchen, das für mich neue Team der „Harbinger“ und Sams Gorillafreund. Ein toller Monat!
Brian Smith / Mike Raicht – Tree Mail (Image)
Rudy ist ein Baumfrosch und sein größter Wunsch ist es ein „Delivery Bird“ zu werden. Er möchte fliegen und zum „Air Delivery Team“ gehören, zu den Vögeln, die täglich die Post zu allen Tieren in der Gegend bringt. Aber da Baumfrösche nicht fliegen können, scheint die Erfüllung Rudys aussichtslos. Nicht so aber für Rudy, denn er ist sich sicher, dass er es schaffen wird. Er wird der erste „Delivery Frog“ sein!
Ein Comic, wie er wunderbarer kaum sein könnte. Diese All-Age-Story ist hoffnungslos hinreißend gezeichnet von Brian Smith, der sie gemeinsam mit Mike Raicht ersonnen hat. „Tree Mail“ ist derart liebevoll in Bild und Text, zugleich lustig und motivierend. Rudys unerschrockener Optimismus und seine Art, das Gute in allem zu sehen, ist naiv – ja. Trotzdem bringt es ihn so viel weiter. Tag für Tag. Es macht einfach unglaublich viel Spaß diesem kleinen gelben Frosch zuzuschauen, wie er vor Selbstvertrauen strotzt, keine Vorurteile kennt und vielen von uns zeigt, was es heißt, an sein eigenes Ziel und seinen Traum zu glauben.
Mir bleibt nur zu sagen: Ich liebe Rudy! Mehr davon, bitte!
Brian K. Vaughan / Cliff Chiang – Paper Girls Vol. 1 (Image)
Und schon gleich das zweite Highlight dieses Monats: Paper Girls! Der erste Sammelband der neuen Serie von Brian K. Vaughan (Saga) und Cliff Chiang (Wonder Woman) fasst die US-Hefte 1 bis 5 der bei Image erschienenen Serie zusammen. Der Start von „Paper Girls“ im März 2016 ist an mir vorbeigegangen, ich habe allerdings schnell mitbekommen, dass da erneut etwas Großes vom Saga-Schöpfer Vaughan zu entstehen scheint.
In seiner neuen Reihe lässt er vier junge Zeitungsmädchen auf nächtliche Tour gehen. Jedoch steht ihre Besonderheit, die einzigen ihrer Art in einer von Jungen dominierten Domäne zu sein, schnell im Hintergrund, als sich echte „Monster“ zwischen die verkleideten Halloween-Kostüme mischen und das Geschehen Heft um Heft skurriler und unglaublicher wird. Hier soll nicht zu viel verraten werden, wer aber die Phantastik liebt, sollte unbedingt zugreifen! „Paper Girls“ liefert perfekte Unterhaltung, äußerst kurzweilig mit vielen neuen Wendungen und Überraschungen und ohne Chance, die weitere Handlung vorauszuahnen. So soll es sein, ich bin begeistert. Sowohl vom Szenario als auch von Chiangs Zeichnungen, die durch Einsatz von viel Licht-Schattendynamik wirken. Ich möchte SOFORT weiterlesen.
Richard Dent – Myopia Special #1 (Dynamite)
George R.R. Martin, Neil Gaiman, Margaret Atwood, Dean Koontz, Jim Butcher – dies sind die Namen derer, die das Myopia-Projekt bei Kickstarter unterstützt haben. Da sich darunter zwei meiner Lieblingsautoren befinden habe ich das Special vorbestellt. Mit der Story warm geworden bin ich jedoch nicht. Es gibt zu viele Stellen, wo es hakt. So passen Bildsprache und Text nicht immer zusammen, die Story ist insgesamt verwirrend. Das Coverbild passt nicht zum Inhalt, der sich zwischen Thriller, Steampunk und Science Fiction bewegt. Wo soll das Ganze hinführen?
Insgesamt macht dieses Heft den Eindruck, als hätte es Stoff für eine halbe Miniserie geben können. Hier wurde viel zu viel in ein Heft gepresst. Schade drum. Weiterlesen würde ich trotzdem, irgendwo muss das Potential doch sitzen.
Terry Moore – Motor Girl #1 (Abstract Studio)
„Buy her comic or I’ll rip ur head off“ – Etwas Neues vom „Stranger in Paradise“-Schöpfer Terry Moore und wer kann bei einem solchen Cover bitte widerstehen? Die Vorschau versprach eine Sci-Fi-lastige Story, geliefert wurde eine großartig beginnende nerdige Geschichte mit den Protagonisten Sam(antha), die ihre eigene Autowerkstatt im Nirgendwo betreibt und ihrem Gorilla-Freund Mike, die zum Ende hin einen ernsten Plot enthält, trotzdem erzählerisch aber ins Alberne abdriftet. Das passt nicht recht zusammen. Kleines Sketchbook am Ende des Heftes entschädigt etwas, allerdings bin ich eh zu neugierig, wer alles noch bei den beiden reinschneit.
Lemire / Ormston – Black Hammer #5 (Dark Horse)
Weiter geht es mit den Character-Shorts, dieses Mal steht „Weirdo“ Col. Weird im Fokus. Artwork und Storytelling sind wie – mittlerweile schon – gewohnt auf hohem Niveau. Des Colonels Schicksal ist hart, sehr hart. Vielleicht das härteste von allen der Gruppe. Er hat die Liebe seines Lebens verloren …
Millar / Capullo – Reborn Issue 2 (Image)
Mark Millar erzählt die Story der Wiedergeborenen weiter und bleibt dabei dieses Mal mit Highlights im Hintergrund. Alles wirkt wie eine klassische High Fantasy-Story, die aber zumindest Elemente der Science Fiction mitbringt. Bisher allerdings nur bildlich, wie Reste einer fortschrittlichen Zivilisation erahnen lassen, die Capullo in die Panels integriert. Alles ist schön bunt und detailreich. Für mich gab es dann aber doch noch etwas, dass mich auf jeden Fall bei der Serie bleiben lässt: sprechende Tiere!
Roberts / Robertson – Harbinger Renegade #1 (Valiant)
Viele „Faith“-Leser dürften über die „Harbinger“-Serie zu ihr gekommen sein. Bei mir ist es umgekehrt, ich bin über „Faith“ zu „Harbinger“ gekommen und nun mit der ersten Ausgabe der neuesten Serie des Teams in die Ursprungsreihe eingestiegen. Als Neuling im „Harbinger“-Universum kann ich nur ahnen, dass es sich in dem ersten Heft um ein „Reunion“ des durchaus schrägen Teams handelt. Mit Ausnahme von Faith ist niemand mehr im Heldengeschäft.
Bisher hat mich „Harbinger Renegade“ leider noch nicht gepackt, eine Einführung zu Beginn des Heftes für Neulinge wie mich wäre schön gewesen. Zumindest spielt Faith in Ausgabe 1 die Hauptrolle, wenn sie doch zeichnerisch für meinen Geschmack deutlich zu jung geraten ist. Ich bleibe dran …
Houser/Hetrick/Simonson/Pérez – Faith #5 (Valiant)
Das fünfte Heft enthält gleich drei Storys, wobei die Hauptstory „Dark Star Part One“ in zwei geteilt ist. In der Mitte des Heftes befindet sich das „Election 2016 Special“, wie schon auf dem Clinton/Faith-Cover zu sehen. Dieses Heft ist jedoch weder Fisch noch Fleisch – mit „Dark Star“ kommt eine neue Zeichnerin ins Boot, die dicke Striche bevorzugt. Das gibt dem Ganzen eine Art 80er-Touch, mir gefällt die Arbeit von Pérez deutlich besser. Auch ist die „Dark Star“-Story recht belanglos und zerhackstückt. Der erste Teil wird nicht abgeschlossen, bleibt zu hoffen, dass dies in „Part Two“ dann passiert.
Das Election Special hat der Präsidentschaftskandidatin zwar nicht geholfen, ist aber dennoch unterhaltsam zu lesen. Im Grunde handelt es sich um eine Aufforderung an der Wahl teilzunehmen – dass Faith hier nicht mit Trump in einer Story auftauchen kann, ist verständlich und hätte mich auch abgestoßen. Also ist es Hilary Clinton geworden. Aber ich bleibe hierbei unpolitisch und freue mich einfach über die schöne Arbeit Pere Pérez‘, deren Clinton aber deutlich wohlwollend geraten ist.
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