Weder kenne ich die Vorlage von Wilhelm Hauff, noch die DEFA-Verfilmung. Frevel, mögen jetzt viele sagen, aber zumindest die Verfilmung wirkte auf mich stets als zu düster, zu gruselig. Und jetzt nach der Lektüre der Comicadaption von Das kalte Herz umgesetzt von Sascha Hommer, glaube ich, dass meine Annahme gerechtfertigt war. Denn heiter geht es auch in Hommers Erzählung nicht zu.
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Titel: DAS KALTE HERZ. Nach einem Märchen von Wilhelm Hauff
Autor: Sascha Hommer
Erschienen: September 2024
Verlag: Reprodukt Verlag
Ausgabe: Hardcover mit Leinenrücken, Farbe, 160 Seiten, 24 Euro, ISBN: 978-3-95640-426-9
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… nach einem Märchen von Wilhelm Hauff
Unzufrieden ist er, der Kohlenmunk-Peter. Mit seinem Leben, seinem Auskommen, seiner schmutzigen Arbeit. Zu gerne wäre er reich, würde gerne die hübsche Wirtin Lisbeth in den Armen halten und seiner Mutter die Sorgen nehmen. Es muss doch einen Weg geben, zu Geld zu kommen, andere schaffen es doch auch! Und ja, es gibt einen …, aber dafür muss der Peter sein Herz hergeben. Das schlagende, fühlende, lebendige gegen einen kalten Stein austauschen lassen. Dann würde er endlich zu Ruhm und Reichtum kommen!
Hätte er sich doch nur Gedanken darüber gemacht, was es heißt, mit einem kalten Herzen zu leben …
Gier führt zu Kälte
In seinem neuesten Projekt hat sich Künstler Sascha Hommer nicht nur dem Märchen Das kalte Herz von Wilhelm Hauff gewidmet, sondern damit auch seiner Heimat, dem Schwarzwald. Zugegeben, mir lagen zumindest bisher insbesondere Hommers lustige und gerne ein wenig bösen Werke am besten (z. B. Im Museum). Mit Im Spinnenwald wiederum hatte ich Verständnisprobleme, umso neugieriger war ich auf diese Märchenadaption. Womit würde mich der Autor dieses Mal herausfordern.
Das kalte Herz ist düster und nicht gerade stimmungsaufhellend. Soll es auch nicht. In seinen gedeckten Farben, gepaart mit für Hommer typischen rundlichen Formen, greift diese Adaption über die Gier nach Reichtum tief nach dem eigenen Herzen in uns Lesenden. Es schmerzt im Inneren, wenn man dem Kohlen-Peter folgt auf seinem Weg ins Dunkle, Abgründige. Immer tiefer und tiefer hinab, immer erschreckender.
Aber so viele von Hommers Figuren den gleichen Weg wie Peter auch gegangen sind, stets bleiben einige, die sich ihre Herzen bewahren konnten und sogar ihn, den Mann mit dem Herzen aus Stein, nicht gänzlich vergessen haben. Hoffnung!
Das kalte Herz, adaptiert nach einem Märchen von Hauff, ist Sascha Hommer durchweg gelungen. Nichts zum Vorlesen an der Bettkante, aber sehr viel für alle, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Und natürlich für alle, die Märchen lieben – ganz egal, ob mit wenig oder viel Comiclese-Erfahrung.
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