Hexen! Wie oft habe ich noch gleich die TV-Serie Charmed geschaut? Bestimmt drei oder vier Mal – alle Folgen natürlich. Habe ich als Kind schon keine Folge von „Verliebt in eine Hexe“ verpasst? Jaaa. Nur zwei Beispiele und es gibt unzählige weitere, wenn ich auf meine Erlebnisse mit Hexen in Büchern und Comics zurückblicke. Denn ich mag Hexen und das ganze Drumherum. Entsprechend neugierig war ich auf diesen Auftakt einer in Großbritannien sehr erfolgreichen Urban Fantasy-Trilogie (Her Majesty’s Royal Coven). Ich wurde überrascht und keinesfalls enttäuscht.
Anzeige
Titel: DER HEXENZIRKEL IHRER MAJESTÄT: DAS BEGABTE KIND
Autor: Juno Dawson
Übersetzung aus dem Englischen: Constanze Wehnes
Erschienen: Dezember 2022
Verlag: Knaur Verlag
Ausgabe: Paperback, 480 Seiten, Euro 16,99, ISBN: 978-3-426-52879-2
Link zum Roman und zur Leseprobe beim Verlag
Eine Prophezeiung (schon wieder? – Ja, aber neu!)
Nach einem Krieg, der viele Opfer zu verzeichnen hatte, pflegen die Hexen- und Hexerzirkel wieder einen friedlichen Umgang miteinander. Machtfantasien gegenüber der nicht magisch-begabten Bevölkerung – den Profanen – gehören der Vergangenheit an. So bleiben die magischen Zirkel mit ihren Möglichkeiten für die meisten Menschen weiterhin unerkannt. Es scheint einigermaßen harmonisch zuzugeben. Wie gesagt – es scheint …
Niamh, Leonie, Helena und Elle sind seit Kindheitstagen befreundet. Und auch wenn sie sich in den letzten Jahrzehnten aus ganz unterschiedlichen Gründen voneinander entfernt haben, verbindet sie doch auch in den Mittdreißigern weiterhin das Band der früh geknüpften Freundschaft. Und natürlich ihre Hexenvergangenheit, die sie seit ihrer Initiation verbindet.
Als die Rede von einem besonderen Kind die Runde macht, das laut einer alten Prophezeiung für die Vernichtung der Hexenbevölkerung verantwortlich sein soll, kommen auch die alten Freundinnen wieder näher in Kontakt.
Viel mehr als ein Roman über Hexen
Der Hexenzirkel Ihrer Majestät ist vordergründig ein spannender Urban Fantasy-Roman mit Hexen in den Hauptrollen. Aber er ist noch viel mehr, denn dieser Beginn der Trilogie ist auch queer, aktuell, modern, er deckt auf, was andere verschweigen. Und obwohl sich an manchen Stellen Klischees in den Figuren Dawsons finden, machen diese die Story einfach rund und alles fühlte sich für mich damit umso realistischer an.
Da ist Elle, die ihr Äußeres mittels eines Zaubers verschönert, um ihrem (profanen) Ehemann weiterhin zu gefallen, obwohl sie ihn eigentlich nie gefragt hat, ob er sie vielleicht auch ohne diesen Schein mag. Ich bin da nämich sehr sicher. Und Niamh, die ziemlich viel (und mir viel zu viel) auf die optische Anzieungskraft ihres Gemüsekistenlieferanten achtet. Aber die Autorin bringt diese Themen (Tropes) ein, die ebenso zu unserer Gesellschaft gehören, wie die, die wir nicht als Klischees betrachten. Warum also sollte sie sie weglassen, wenn sie doch da sind? Ihr Umgang damit ist es, der es ausmacht. Und der ist fantastisch.
Mich hat dieser Roman überrascht. Ich hatte davon gehört, dass die Autorin selbst Teil der LGBTQ+ Community ist, aber nicht, dass ihr Hexenroman queere Themen so intensiv aufgreift. Hätte ich davon gewusst, hätte ich es noch mehr lesen wollen! Jetzt bin ich einfach nur froh, diese Reihe entdeckt zu haben.
Es geht geheimnisvoll los, in der Mitte verliert sich der Fokus auf die Hexenzirkel etwas und zum Ende hin schließt sich der Kreis erneut, nimmt die anfänglichen Hexen-Vibes wieder auf und kommt mit apokalyptischer Spannung daher. Ich konnte kaum aufhören zu lesen und das geschieht nicht oft.
Hexen waren praktisch die Erfinderinnen der Raves.
In Das begabte Kind bestimmen Themen des aktuellen Diskurses zu Diskriminierung und Rassismus einen großen Teil der Handlung. Begrifflichkeiten, die im Rahmen des Buches genutzt werden, wie beispielsweise TERF (Trans Excluding Radical Feminists), Gatekeeping, Person of Color und die Nutzung von Neopronomen werden im Glossar erläutert. Eine sehr gute Entscheidung, denn nicht jede*r hat sich bereits intensiv damit beschäftigt. Und wer sich dem Thema „magische Begabung“ widmet, kommt auch an großen Autorinnen, die sich nicht gerade mit angemessenen Weltbildern schmücken, nicht vorbei. Umso wichtiger und wertvoller ist dieser Roman und dessen Umgang mit eben diesen queerfeindlichen und eben Menschen-ausschließenden Themen.
Können nicht einfach alle Geschichten einen so diversen Cast haben, wie Juno Dawson ihn hier auftreten lässt und der unsere Gesellschaft eben so wiederspiegelt, wie sie ist? Ohne Bevorzugung von einzelnen Personengruppen. Genau das wünsche ich mir.
Ich bin voller Vorfreude auf die Fortsetzung! Dass dieser erste Band auf einen mega Cliffhanger endet, ist da natürlich auch nicht ganz unschuldig dran :-)
2 Comments
nicci trallafitti
16. Februar 2023 at 22:22das klingt wirklich toll.
ich glaube ich sollte mir das buch bald mal zulegen :)
wenn ich mich nicht irre, hatte ich schon mal was von juno gelesen.
lg
booknapping
18. Februar 2023 at 12:32Hi Nicci
Ja, du hattest mir noch einen Roman der Autorin empfohlen. Ich werde auf jeden Fall mehr von ihr lesen!
LG
Sandra
Mit Absenden deines Kommentars akzeptierst du meine Datenschutzbestimmungen.