Es war Ende des 20. Jahrhunderts, als Sy Montgomery sich auf den Weg in das Amazonasgebiet machte, um die Botas zu suchen. Bota – das ist der Name der rosafarbenen Delfine, die ausschließlich dort zu finden sind und um die sich unzählige Legenden ranken. Sie sollen in Menschengestalt auftauchen und Frauen wie Männer mit sich in das dunkle Wasser nehmen. Einmal dem Ruf gefolgt, würden diese nie wieder auftauchen und fortan mit ihren Bota-Männern oder -Frauen in den Tiefen leben.
Sicher ist, dass die rosa Delfine sich kaum sehen lassen und daher deren Leben und Verhalten nur sehr schlecht erforscht werden konnten. Montgomery wollte mehr über sie erfahren und folgte dem Ruf der rosafarbenen Bota.
Erschreckend und faszinierend
Meine erste Begegnung mit der Naturforscherin Sy Montgomery war ihr Buch Einfach Mensch sein (Link zur Rezension), in dem sie darüber schrieb, was wir von Tieren lernen können. Mit Der Ruf der rosa Delfine bin ich mit ihr auf Reise in den Amazonas gegangen. Gleich zu Beginn erinnert sie in einem aktualisierten Vorwort an die erschreckenden Vorkommnisse in dem Gebiet.
Mittlerweile brennt der Amazonas nicht bloß. Er stirbt vielleicht.
Knapp achtzig Prozent des Amazonas-Regenwaldes sind noch erhalten. Jedes Jahr wird dem Dschungel durch Bergbau, Landwirtschaft und Viehzucht mehr Land gestohlen. Und das Tempo der Abholzung nimmt zu.
Im Vorwort zur älteren Ausgabe, das sie 2008 verfasste, klang das noch etwas hoffnungsvoller. Alleine diese einleitenden Worte machen deutlich, wie schnell der Raubbau an der Natur fortschreitet. Und die Autorin weist noch mehrfach im Buch auf die entsetzliche Situation hin.
Aber in diesem Erlebnisbericht geht es nicht nur um die Bedrohung unserer lebensnotwendigen Umgebung. Vielmehr steht die Suche nach den rosa Delfinen – den Botas – im Vordergrund. Sy Montgomery hat mir einen äußerst faszinierenden Einblick in diese mir bislang so unbekannte Welt des Amazonasgebietes beschert. Ich begegnete mir zuvor fremden Tier- und Pflanzenarten in unglaublicher Vielfalt, lernte die Menschen, die im Gebiet leben, kennen und erfuhr einiges über deren Mythen, die sich nicht selten um die Botas ranken. Dank der ehrlichen und geradezu intimen Schilderungen, habe ich auch ein Gefühl für den harten Alltag der Forscherinnen gewonnen, den ich mir so schwer nicht vorgestellt hätte.
Die Lektüre von Der Ruf der rosa Delfine brachte mich zur Ruhe, ließ mich versinken in den Tiefen des vor Leben lärmenden Amazonasdschungels. Ich habe die mit Zeichnungen gespickte, humorvolle, unverklärte und zugleich aufrüttelnde Dokumentation sehr genossen.
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Das Krakenkissen auf dem Titelbild ist von der Künstlerin Nicole Pustelny (gezeichnet und genäht)
Weitere Rezensionen zum Buch findet ihr hier:
Buchperlenblog
Bella’s Wonderland
2 Comments
Buchperlenblog
15. August 2021 at 19:11Liebe Sandra!
Zu recht ein ganz fantastisches Buch, welches sich bei mir direkt neben das Rendezvous mit einem Oktopus einreiht =)
Alles Liebe!
Gabriela
booknapping
16. August 2021 at 18:25Liebe Gabriela :-)
Den Oktopus habe ich hier noch im Sub und freue mich auch schon drauf. Ich wollte ja auch noch andere Rezensentinnen verlinken – achja, meine Konzentration momentan XD
Liebe Grüße
Sandra
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