Wie der Klappentext verrät, war Joseph Bell nicht nur Chirurg, Kinder- und Militärarzt, sondern auch der Lehrer und Mentor Arthur Conan Doyles. Dieser wiederum durch den Professor zu seinem Sherlock Holmes inspiriert wurde.
Autor Joann Sfar erzählt uns von der Begegnung dieser historischen Person mit einem Klienten namens Pascual Pinon. Pinon leitet ein Irrenhaus, in dem ausschließlich weibliche „Insassen“ aufgenommen werden und hat selbst ein dunkles Geheimnis. Ein zweiter kleiner Kopf wächst aus seiner Stirn, weshalb er befürchtet von seiner Angebeteten abgewiesen zu werden, wenn er ihr diese Monstrosität zeigt. Mit dem Wunsch, den Kopf entfernen zu lassen, wendet er sich an Professor Bell. Befreit von dem Parasiten könnte er endlich heiraten. Und glücklich werden. Als Bell nicht gleich zusagt, wendet Pinon Gewalt an und opfert einen Unschuldigen …
Geistreiche Schauerliteratur
Joann Sfar hat einen unverkennbaren Stil, wer einmal etwas von dem Autor gesehen hat, wird es immer wieder erkennen. Behaupte ich jetzt einfach mal. Ein (auch in der deutschen Übersetzung) stellenweise kritzeliges Lettering, das in anderen seiner Comics auch schon mal nahezu unlesbar sein kann. Wohlgemerkt in anderen, denn in Professor Bell ist alles klar und deutlich – und trotzdem schön kritzelig. Recht viele schwarze Flächen in den Panels, umgeben von gedimmten flächigen Farben, das ganze auf cremefarbenen Papier. Eine sehr gute Wahl, denn rein-weiß hätte die Atmosphäre zerstört. Und eine Vorliebe für skurrile Figuren, zu denen dieser klassisch anmutende Stoff, den ich der Schauerliteratur zuordne, einfach hervorragend passt. Geistreich in doppeldeutigem Sinne ist die Story über die Besessenheit des wenig liebenswerten Pascual Pinon, die er aus eigener Gier nach einem Vorteil für sein Leben eingegangen ist. Er ist nicht der erste Charakter in der Literatur, der den Vorgang rückgängig machen möchte, nachdem ihm diese Vorteile nicht mehr wichtig sind. Den mit dem Dämon eingegangen Pakt aufheben möchte, um seine Eigenständigkeit zurück zu erhalten. Oh Wunder! Doch welcher Dämon gibt schon so leicht seinen Wirt wieder auf, wenn er ihn doch völlig in der Hand hat?
Dies wäre außerdem kein Sfar, wenn sich nicht etliche weitere Absonderlichkeiten in der Umgebung Bells tummeln würden. Sie gehören einfach dazu, die Geister und Zombies. Die Toten und ja, auch ein paar Lebende sind dabei.
Joann Sfars Der Mexikaner mit den zwei Köpfen ist ein ganz wunderbarer Einstieg in die Welt des Künstlers und natürlich des Professors. Der Band ist in sich abgeschlossen und empfehlenswert für jeden, der Spaß an humorvollen schaurigen Geschichten voller skurriler Figuren hat. Weitere Bände warten in meinem Comiczimmer auf mich. Ich kann nur sagen: Schööööön!
Professor Bell Band 1: Der Mexikaner mit den zwei Köpfen
Geschrieben und gezeichnet von
Joann Sfar
Genre und Leseprobe
Phantastik. Schauerliteratur. Comic.
Beim Avant Verlag gibt es eine Leseprobe: Professor Bell Bd. 1
Übersetzt …
aus dem Französischen von David Permantier
Noch ein paar Details
2008 erschienen im Avant Verlag (2. Auflage), ISBN 978-3-939080-27-5, 48 Seiten, Softcover, Eur 14,95
Gelesen …
… im Lesesessel zu Hause in einem Rutsch
Mehr von Sfar?
Beim Avant Verlag gibt es Infos zum Autor und zu seinen anderen Comics:
Joann Sfar beim Avant Verlag
Unbedingt empfehlenswert sind auch seine Storys über den plattensammelnden und stets liebeskranken Vampir Ferdinand. In meinem Beitrag Femmes en bandes dessinées – Frauen in Comics habe ich die unwiderstehliche Baumfrau Liou vorgestellt, in die Ferdinand hoffnungslos verliebt ist. Leider ist ihre Beziehung beendet …
Geeignet auch für Comic-Einsteiger!
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1 Comment
Dr. Georg Ramsauer
23. Juni 2018 at 10:12Interessant für einen Liebhaber von Conan Doyle and Sherlock Holmes
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