Gewissensbisse
Aus der Ich-Perspektive erzählt Dylan, 28 Jahre jung, seine ganz eigene Geschichte. Als sein Selbstmordversuch misslingt und er unerwarteterweise ohne größere Blessuren überlebt, beginnt sein wahres Martyrium. Offenbar hat ein Dämon sein Leben ungefragt „beschützt“ und verlangt nun für diese „gute“ Tat einen Mord pro Monat von Dylan. Dabei soll er sich die „schlechten“ Menschen vornehmen. Die, die Dreck am Stecken haben. Aber … wer hat das nicht? Wer sind denn DIE „schlechten“ Menschen eigentlich? Und wer sind die „Guten“? Was geschieht, wenn er die oder den falschen Menschen tötet? Und überhaupt – er soll jemanden töten?! Die Erinnerung an den nachts erschienenen Dämon verblasst langsam, bis der Monat sich dem Ende zuneigt und es Dylan Tag für Tag, Stunde für Stunde schlechter geht. Schließlich ist er sterbenskrank. So bleibt ihm keine Wahl, er sieht keinen Ausweg – er muss töten – zunächst sein Gewissen und dann einen Menschen …
Kraftvoll
Schon die erste Seite in diesem Hardcover-Band, der die ersten vier US-Ausgaben der Serie versammelt, hat es in sich. In diesen wenigen Bildern und Worten schafft es das Team einen Eindruck von der zu erwartenden Stimmung und Story zu übermitteln, sodass ich gleich wusste, hier richtig zu sein. Das Szenario ist nicht in allen Punkten neu. Dämonen, die Opfer verlangen und Protagonisten, die in einem moralischen Zwiespalt stecken, sowie die Frage, was bedeutet es eigentlich „schlecht“ oder „gut“ zu sein, sind bekannter Stoff schon aus klassischen Texten. Somit stützt sich Ed Brubaker hier eher auf diese Grundlagen und baut darauf seine Story auf. Und das kann er verdammt gut.
Poetisch
Wer den Comic zum ersten Mal sieht, wird wohl kaum etwas Poetisches zwischen den Buchdeckeln vermuten. Der Eindruck täuscht jedoch, denn wenn der Begriff der Poesie für das „Schöne“ steht, dann begegnet sie einem hier in jeder Kulisse, in jedem Detail. In jeder Pfütze, in der sich Lichtreflexe sammeln. In jeder von Schneeflocken umtosten Häuserzeile und jedem Eingang zur U-Bahnstation. Überhaupt in allen Außenkulissen, die einem auf den Seiten dieses Buchs begegnen. Sean Phillips‘ Zeichnungen und Elizabeth Breitweisers Kolorierungen sind in ihrer Kombination unvergleichlich. Sie zeichnen ein Bild eines verschneiten New Yorks, das verzaubert. Schon wieder so ein Wort – verzaubert -, das nicht so recht zu einem Comic passen will, der, kurz gefasst, vom Überleben durch Töten erzählt. Aber es passt.
Das Szenario ist groß, das Artwork sogar noch größer. Ich würde mir wünschen, die gesamte Handlung würde draußen spielen. Im Regen. Oder bei Schneefall. Sodass ich mich immer wieder verlieren kann – nicht nur in einer guten Story, sondern auch in den Spiegelungen in den Pfützen New York Citys.
Wie ihr sicher schon gemerkt habt, bin ich begeistert! Weiter geht es mit dem zweiten Sammelband im Juli 2018 und der dritte kommt im darauffolgenden Oktober. Das wird ein tolles Jahr.
Kill or be Killed Band Eins
Getextet und gezeichnet von
Ed Brubaker, Sean Phillips, Elizabeth Breitweiser
Genres und Leseprobe
Comic, Thriller
Leseprobe auf der Webseite des Splitter Verlags: Kill or be Killed Band Eins
Noch ein paar Details
Erschienen 16.11.2017 im Splitter Verlag, ISBN 978-3-96219-033-0, 128 Seiten, Hardcover, Farbe
2 Comments
booksnstories
22. Januar 2018 at 20:30Toll…jetzt habe ich da richtig Bock drauf. Dein blog ist immer ganz schlecht fürs SUB-Karma xD
booknapping
23. Januar 2018 at 08:26Hach ? Das ist das schönste Kompliment von allen. Ich liebe es zu verführen ?
Liebe Grüße,
Sandra
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