Fast drei Monate ist es her, dass ich das Fach 7 auf meiner Reise durchs Bücherregal ausgelost habe. Die Zeit vergeht wie im Flug, dieses Jahr ist eben alles besonders. Das Fach 7 hielt eine Menge Lieblingsbücher für mich bereit, zwei davon in angefangenen Reihen. Die Wahl fiel schließlich auf den sechsten Band eines ganz hervorragenden Fantasy-Zyklus von einem meiner Lieblingsautoren: Im Zeichen des Mammuts (Link) von Tobias O. Meißner. Erschienen sind die sechs Romane in den Jahren 2005 bis 2010 in der Reihe Piper Fantasy.
Ursprünglich geplant waren zwölf Bände, jedoch musste der Autor seine Serie mit Band sechs zu einem Ende bringen, da der Verlag sie einstellen wollte. Die Nachfrage war nicht ausreichend hoch. Es handelt sich hier trotzdem nicht um einen Zyklus, der nach sechs Bänden im Nichts endet! Also lasst euch davon nicht beeinflussen, sondern eher von meiner Begeisterung anstecken.
Jeden der Bände habe ich in einer vom Autor begleiteten Leserunde (damals auf leserunden.de) zusammen mit anderen begeisterten Leser*innen gelesen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich den ersten Band Die dunkle Quelle im Buchladenregal bei den Neuerscheinungen im Bereich Fantasy entdeckte. Neben dem Mammut auf dem Cover hat mich der Klappentext begeistert (und das obwohl ich eigentlich immer zurückhaltend bin, wenn es um das Lesen von Klappentexten bin – sie spoilern zu sehr).
Umweltschutz in einem Fantasy-Roman
Es sollte also um Umweltschutz gehen, das klang sehr nach meinem Geschmack, zudem – ihr wisst schon – es war ein Mammut vorne drauf. Und ich mag Mammuts. Im Zeichen des Mammuts zeigte sich mit Band eins noch zurückhaltend, zwar ungewöhnlich hinsichtlich seines ökologischen Plots, aber darüber hinaus nicht extrem neu. Zugegeben, Meißners Figuren waren ungewöhnlich phantastisch, eine Schmetterlingsfrau tauchte auf, ein Bienenmagier und alles roch nach einer ganz eigenen Welt, mit ganz eigenen Wesen. Mein Riecher war gut, denn mit Band zwei und den weiteren ging es dann richtig zur Sache. Rodraeg, der Anführer der kleinen Aktivistengruppe Das Mammut, hatte schnell meine Sympathie, ebenso die anderen Charaktere.
Erzählt wird eine von Band zu Band düsterer oder besser eindringlicher werdende Geschichte, die sich rund um die Gruppe Das Mammut dreht. Als Rollenspielerin mit circa 20 aktiven Spieljahren (hauptsächlich DSA, aber seit einigen Jahren spiele ich nun nicht mehr) habe ich die Ähnlichkeit zu Pen and Paper-Abenteuern in der Story bemerkt. Und tatsächlich handelt es sich um eine große Kampagne, die der Autor selbst in seiner eigenen Rollenspielrunde gespielt hatte. In jedem der sechs Bände wird eine abgeschlossene Story erzählt, die Handlung ist trotzdem durchgehend und wird zunehmend vielschichtiger. Wie alle Bücher von Tobias O. Meißner ist auch das Mammut überaus intelligent konzipiert und entfernt sich bereits im letzten Drittel des ersten Bandes von den ausgetretenen Pfaden der Standard-Fantasy. Das mag für Fans klassischer Fantasy ein Manko sein, für mich, als Lesende, die gerne Neues entdeckt war das Entdecken dieser Reihe so in etwa wie einen Schatz zu bergen.
Ein goldenes Zeitalter für die Menschen ist im Werden, aber alle anderen haben darunter zu leiden. An vielen Stellen wird geschürft, gegraben, getaucht und gerodet. Es wird geerntet, ohne dass vorher gesät wurde. Das Gleichgewicht zwischen der allem innewohnenden Magie und dem verarbeitbaren Wert des Materials beginnt zu wanken.
Naenn in die dunkle quelle (Mammut 1) © TOBIAS O. MEISSNER / PIPER VERLAG
Wenn ihr nun mehr über die Aufträge des Mammuts wissen möchtet, empfehle ich euch einen Blick auf die Webseite des Autors zu werfen. Und bitte lasst euch nicht spoilern, schaut immer nur von Band zu Band in die Teasertexte. Am besten – hört einfach auf mich *lach* und traut euch an den ersten Band.
Eine Warnung muss ich aussprechen – auch wenn die Romane auf den ersten Blick harmlos wirken, sind sie das nicht. Da die Charaktere einem schnell sehr nah sind, kann es einen auch hart treffen, wenn sie leiden müssen. Ich kann mich erinnern, dass während der Leserunden damals Leute ausgestiegen sind, weil es ihnen doch zu hart und zu dunkel war. Und es ihnen zu Nähe ging. Vielleicht war der Text aber auch zu philosophisch, zu hintergründig oder einfach eben nicht das, was sie erwartet hatten. Das weiß ich heute nicht mehr.
Tobias O. Meißner ist meines Wissens nach der einzige deutsche Phantastikautor, der jemals in einer großen Zeitung im Feuilleton gelobt wurde. Das ist mir zwar nicht wichtig, aber ich finde es bemerkenswert. Ich halte ihn für eine der größten deutschsprachigen Autor*innenstimmen, literarisch auf hohem Niveau. Ein Kopf vollgestopft mit fantastischen Ideen, der diese glücklicherweise für uns Lesende ganz wunderbar verschriftlichen kann.
Wie wäre es heute?
Ich frage mich, wie es heute um den Erfolg der Mammut-Reihe stünde. Im MAMMUT begegnen wir großen aktuellen Themen wie Rassismus, Vernichtung von Regenwäldern, Ausrottung von Tierarten, Umweltverschmutzung in großem Ausmaß, religiöser Fanatismus und auch, wenn schon vor zehn Jahren dieselben Missstände auf dem Tisch waren, sind sie doch heute noch präsenter. Vieles spitzt sich zu und während auf der einen Seite der Widerstand stärker wird, bildet sich auf der anderen Seite eine merkwürdige Kultur der Verdrängung. Im Grunde doch ein perfekter Zeitpunkt für eine Neuauflage. Die Gruppe MAMMUT entstand nachdem Rodraeg im Traum einem Mammut begegnete. Ich nehme mir also fest vor, von einer erneuten Printausgabe von Im Zeichen des Mammuts zu träumen.
Kinjo und ich haben die Götter in Träumen gesehen, deshalb und nur deshalb folgen wir ihrer Lehre. Im Übrigen haben die Götter im Gegensatz zu dem, was die Weißen lehren, keine Hautfarbe. Sie sind durchscheinend, wie wir vielleicht alle es wären, wenn unsere Herzen frei werden könnten von Missgunst und Gier.
TIMBARE IN DIE Vergangenheit des regens (MAMMUT 6) © TOBIAS O. MEISSNER / PIPER VERLAG
Warum hatte ich die Reihe nicht abgeschlossen?
Jetzt habe ich so viel geschwärmt, dabei hatte ich den letzten Band des Fantasy-Zyklus Die Vergangenheit des Regens über viele Jahre angefangen im Regal warten lassen. Warum? Manchmal ist der Zeitpunkt für ein Buch einfach nicht der richtige. Ich hatte damals Probleme mit vielen Texten, konnte zurzeit der Leserunde nicht in das Buch hineinfinden. Es ist außerdem … nicht gerade fröhlich, sondern kann einen runter ziehen. So habe ich zwei Drittel des Romans gelesen, konnte mich jetzt, wo ich wieder von vorne begonnen habe, aber fast an nichts mehr erinnern. Ich bemerkte damals, dass das Buch nicht zu meiner Stimmung passte und fand, das hätte mein liebgewonnenes Mammut nicht verdient. Also brach ich ab und brauchte fast zehn Jahre um Im Zeichen des Mammuts zu beenden und Abschied zu nehmen. Die Bücher aber bleiben bei mir, sie sind mir mit all ihren Höhen und Tiefen ans Herz gewachsen und es ist mir ebenso ein besonderes Anliegen sie allen zu empfehlen, die gerne neue Wege gehen möchten. Phantastische. Herzzerreißende. Schmerzhafte.
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Leider sind die Taschenbücher verlagsvergriffen, digital ist das komplette Mammut aber weiterhin erhältlich. Alle Links in der Liste oben führen zu genialokal und sind sogenannte Affiliate-Links (hier nachlesen, was das ist). Natürlich könnt ihr die E-Books aber auch überall anderswo kaufen. Und antiquarisch sind die Bücher sicher auch zu bekommen.
Hauptsache – ihr lernt das Mammut kennen – egal wie.
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