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Joe Shuster. Vater der Superhelden von Voloj/Campi =Rezension=

Comic liegt auf einem Bett aus drei alten Superman-Heften von Ehapa

„Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein. Es ist Superman!“ Aber ohne Joe Shuster hätte es Superman wohl nie in der Form gegeben, wie wir ihn seit den 1930er Jahren kennen. Zusammen mit Jerry Siegel erschuf er Superman. Jerry war der schreibende Teil des Teams, Joe zeichnete. Zeichnen war seine Leidenschaft und als die beiden in Cleveland in der Redaktion einer Schülerzeitung aufeinander trafen, wurden sie schnell sehr gute Freunde. Joe war begeistert von Jerrys phantastischen Erzählungen und Jerry wiederum von Joes großem zeichnerischen Talent. Joe Shuster. Vater der Superhelden erzählt die Entstehungsgeschichte von Superman, der ziemlich lange in Jerrys und Joes „Autorenschublade“ lag, bevor er letztendlich bei National Comics veröffentlicht wurde. In der Euphorie, endlich einen echten Vertrag für „ihren“ Superman erhalten zu haben, unterzeichneten sie gutgläubig ein Papier, mit dem sie alle Rechte an ihrem Superhelden-Baby abgaben. Mit einer lächerlich geringen Summe abgespeist hatten die zwei Erfinder Supermans einen Goldesel verkauft. Sie hatten den Grundstein für alle modernen Superhelden gelegt, aber die Verdiener waren andere. Ihre Schöpfung erstürmte die ganze Welt. Der finanzielle Ruhm ging an ihnen fast vollständig vorbei.

Joe Shuster Auszug Seite 12

Joe Shuster Auszug Seite 12

Auf einem WC in Cleveland …

Julian Voloj erzählt in dieser Comic-Biographie nicht nur vom Leben Joe Shusters, denn natürlicherweise spielt auch Jerry Siegels Leben eine große Rolle – zumal die beiden eine längere Zeit lang gemeinsam verbracht haben. Sogar zeitweise in einer gemeinsamen Wohnung lebten. Voloj, der selbst aus Münster stammt und die Übersetzung seines eigenen Textes ins Deutsche übernommen hat, hat für diese Graphic Novel ausgiebig recherchiert. In einem fünf-seitigen Anhang berichtet er von dieser Arbeit und hält einige interessante Fakten und Fotomaterial bereit. So beispielsweise Jerry Siegels ehemaliges Wohnhaus in Cleveland, in dem er Superman erfunden hat. Im Comic geschah dies übrigens nachts auf der Toilette. Ich gehe davon aus, dass es sogar so passiert ist, denn Julian Voloj spricht davon, dass er sich ausschließlich an Tatsachen gehalten hat. Demnach ist Der Mann aus Stahl in nächtlichen Sessions auf einem WC in Cleveland entstanden.

Viel mehr als nur Superman

Es gäbe noch so Vieles zu erzählen, das aber möchte ich dem Comic überlassen. Denn die Biographie liest sich sehr spannend und kurzweilig. Das Szenario erstreckt sich auf die Entstehung des gesamten Superheldengenres. So gab es etliche Nachahmer, als klar wurde, dass der bestrumpfhoste Kryptonier immensen Erfolg hatte. Auch das Zeitgeschehen bis hin zu den 1970er Jahren bezieht der Autor in seine Erzählung mit ein, es liegt wie ein historischer roter Leitfaden im Hintergrund des gesamten Buchs.

Bemerkenswert fand ich auch die Arbeit von Thomas Campi. Der aus Italien stammende Zeichner bebilderte den Comic in weichen fließenden Zeichnungen ohne harte Konturen. Die Anlehnung an einen Stil, der an die frühen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts erinnert, anstatt an die wesentlich härteren und dynamischeren Zeichnungen, die im Superheldengenre üblich waren, war ein besonderer Wunsch von Voloj. Er berichtet im Anhang von der Freude, als sein Agent den passenden Künstler gefunden hatte: Thomas Campi. Besonders gut gefallen mir im Übrigen die Stellen, in denen Voloj im Text und Campi im Bild parallel laufende Geschichten erzählt. So baut er auch hin und wieder kleine Superheldenmotive ein, der Fokus liegt aber auf den realen Figuren des Geschehens.

Zusammengenommen führt Joe Shuster. Vater der Superhelden uns Leser_innen eine tragische Geschichte der Ausbeutung vor Augen, vergisst dabei nicht uns zu unterhalten und über die Entwicklung der Comicindustrie zu informieren. Mission gelungen – absolut empfehlenswert – auch für Nicht-Superhelden-Fans! Und unbedingt auch für Comic-Einsteiger geeignet.

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Joe Shuster. Vater der Superhelden

Geschrieben und gezeichnet von

Julian Voloj und Thomas Campi

Genre und Leseprobe

Comic. Graphic Novel. Biographie. Superhelden.
Eine Leseprobe gibt es hier beim Carlsen Verlag

Noch ein paar Details

Im Mai 2018 erschienen im Carlsen Verlag, ISBN 978-3-551-76920-6, 176 Seiten, Hardcover, EUR 19,99

Auch im Podcast (!) 3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch

Ich gehöre zur Crew des Comicpodcasts 3 Frauen. n Comics. und in Folge 2 habe ich genau diesen Comic mitgebracht.  Ihr findet uns in allen Podcast-Apps, über iTunes oder direkt hier: 3 Frauen. n Comics. Der Comicklatsch

Eine weitere Meinung …

… findet ihr bei der Heldin in Strumpfhose 

Geeignet auch für Comic-Einsteiger!

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Den Comic habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten. Meine Meinung ist davon völlig unbeeinflusst.

Cover des Comics zeigt einen Künstler, der an einem Zeichentisch sitzt und im Hintergrund fliegt Superman vorbei

Joe Shuster – Cover

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