Seit meiner Kindheit lese ich, habe nie damit aufgehört. Romane, Sachbücher, Comics. Mit großer Begeisterung tauche ich ab in Bücher, erlebe Abenteuer, lerne Neues über das Leben und die Welt. Erfreue mich an der Fantasie der Schreibenden, an ihrer Kunst mich auf eine Reise mitzunehmen. Jeder hat dabei seinen ganz eigenen Stil, ich sauge die Sprache in mich auf, freue mich, wenn die „Erzählstimme“ etwas in mir anklingen lässt. Mich berührt. Tief. Mich zum Lachen, Weinen, Nachdenken bringt.
Aber eines hat noch keiner dieser unzähligen Texte geschafft. Noch nie habe ich vor meinem inneren Auge Bilder gesehen. Filme schon gar nicht. Niemals hatten die Figuren in Büchern ein bestimmtes Aussehen, das ich „sehen“ konnte.
Ich sehe keine Bilder
Ihr seid überrascht? Schließlich wusstet ihr auch vor den Harry Potter-Verfilmungen genau wie Harry, Hermine und Ron aussahen? Womöglich habt ihr sogar die Strecke des Hogwarts-Express vor euch gesehen und das Haus der Weasleys. Nur eins von vielen Beispielen. Aber vielleicht geht es euch ganz ähnlich wie mir und ihr habt stets gedacht, alle würden sich die Figuren nur abstrakt vorstellen. Und ihr seht keine Bilder.
Ich bin wahrlich nicht die Erste, die davon berichtet, da ich aber immer wieder Menschen begegne, die davon noch nie etwas gehört haben, schreibe ich heute ein paar Zeilen darüber.
Wie ist das so ganz ohne Bilder beim Lesen?
Zuallererst, ich habe viele Jahre lang gedacht, dass es den meisten Menschen so geht, dass sie Schwärze sehen, wenn sie die Augen schließen. Wenn mir beispielsweise jemand sagt, ich solle mir eine Blumenwiese vorstellen, dann sehe ich – schwarz – und stelle mir aber abstrakt vor, wie eine Blumenwiese aussehen würde. Ich sehe sie allerdings niemals, es ist eher ein „Verstehen“. Dass sich das bei anderen anders verhält und diese tatsächlich eine Blumenwiese sehen können, hat mich umgehauen. Damit habe ich wirklich niemals gerechnet! :-o
Zwar wusste ich, dass es Lesende gibt, die beim Lesen den Text nicht mehr als solchen wahrnehmen und direkt einen Film ablaufen sehen (ich kenne so jemanden), jedoch habe ich das stets für ein besonderes Extrem gehalten. Und ich gebe zu – ich war immer ein wenig neidisch auf diese Fähigkeiit.
Wie ist das jetzt also, wenn ich lese?
Im Grunde genommen, ganz simpel: Ich sehe den Text. Die Schrift, die Buchstaben. Wort für Wort. Immer. Wenn der vor mir liegende Text Fehler enthält, fällt es mir schwer, diese zu übersehen. Neben schlechtem Stil einer der Faktoren, die mich aus dem Lesefluss reißen können.
Figuren entstehen nicht bildhaft in meinem Kopf, sondern formen sich anhand ihres Verhaltens, ihres Charakters, ihrer Emotionalität. Es fällt mir ziemlich schwer, das zu beschreiben. Es ist eher ein Gefühl denn ein Bild. Die Figuren in einem Roman können für mich trotzdem lebendig, authentisch und mir nahe sein. Aber sie haben eben nie ein Gesicht, keine Augenfarbe – oft weiß ich noch nicht einmal, ob sie dick, dünn, groß oder klein sind. Wenn eine Autor*in ihre Figur beispielsweise so schreibt, dass ich sie als groß und weiblich empfinde, sie in Worten aber als klein und männlich beschreibt, ist dies für mich eine spürbare Diskrepanz. Entweder breche ich den Roman dann ab oder wenn er mich trotzdem packt, bleibt die Figur für mich einfach groß und weiblich. Was soll’s :-D Und es ist auch nicht immer so, die Ausnahmen bestätigen bekanntermaßen die Regel.
Ein Beispiel
Kürzlich haben Stefanie (von Bella’s Wonderland) und ich parallel den gleichen Roman gelesen: Der Untergang der Könige von Jenn Lyons. Dieser erste Band der Drachengesänge-Reihe erschafft eine komplexe Fantasywelt mit vielen Figuren, darunter auch Nichtmenschliche, Drachen, Dämonen – es ist eine ganze Menge los. Nachdem ich fast mit den gut 860 Seiten durch war, es lagen noch 200 vor mir, fragte ich Stefanie, ob sie ein Bild von zwei der Hauptfiguren hätte und wüsste, wie diese aussehen. Ich war sehr gespannt, denn für mich waren und sind diese zwei nur durch ihre Handlungen charakterisiert. Ich hatte aber überhaupt keine Ahnung, wie sie aussehen könnten. Es war mir übrigens auch nicht wichtig, die Story funktionierte auch so für mich perfekt.
Ihr werdet vermutlich nicht überrascht sein, dass Stefanie mir sehr gut beschreiben konnte, wie die zwei genannten Figuren aussahen. Damit ich diese Bilder verstehen konnte, schickte sie mir Fotos von Schauspielern, die den Personen ähnelten. Absolut faszinierend für mich, die Figuren mit Stefanies Augen zu sehen.
Endlich habe ich die Gefährten GESEHEN
Für manche mag das komisch klingen, aber als ich damals die Herr der Ringe-Verfilmungen von Peter Jackson gesehen habe, war das für mich eine Offenbarung! Endlich habe ich die Gefährten SEHEN können! Und sie entsprachen meiner abstrakten Vorstellung der Vorlage so wunderbar. Dabei war es gar nicht so wichtig, wie diese aussahen, sondern dass sie sich für mich richtig „anfühlten“. Es fällt mir wirklich schwer, das zu beschreiben.
Bei (für mich) guten Texten kommt es vor, dass Szenen in meinem Kopf entstehen, die ich zwar nicht sehe, aber auf eine andere Weise erfasse. Ich weiß dann einfach, was dort geschieht, wie die Abläufe sind usw. Zuletzt hat das der erste Band der Hexer-Reihe von Andrzej Sapkowski bei mir erreicht (Das Erbe der Elfen). Hätte ich nicht schon Bilder des Hexers Geralt in Games, Comics und auf dem TV-Bildschirm gesehen, wüsste ich übrigens noch immer nicht, wie er eigentlich aussieht. Und wieder wäre es für mich auch nicht relevant, wenn die Bilder aber einmal von außen zu mir kommen, gefällt mir das als zusätzliches Goodie zum Gelesenen.
Mittlerweile bin ich übrigens davon überzeugt, dass ich Bücher mit Illustrationen und Comics auch deshalb sehr gerne lese, weil mir gleich ein Bild der Figuren und Kulissen mitgeliefert wird. Vielleicht geht es euch ähnlich? Kommen wir zu euch:
Wie ist eure Lesewahrnehmung?
Wie nehmt ihr Texte wahr? Seht ihr Bilder, Filme, Szenen vor euch? Hört ihr die Texte als würde sie jemand vorlesen? Haben die einzelnen Figuren unterschiedliche Stimmen? Seht ihr nur die Schrift auf dem Papier und habt aber abstrakte Vorstellungen von den Geschehnissen?
Ich bin sehr gespannt auf eure Berichte! Schreibt mir, kommentiert hier, antwortet auf den Social Media-Kanälen.
Eines noch zum Abschluss: Ich genieße das Lesen und Lektüre sehr und sehe keinerlei Abstriche darin, dass ich eben keine Bilder sehe. Es ist einfach meine Art der Wahrnehmung und keinesfalls ist diese schlechter oder besser als andere. Sie IST einfach nur. Bekannt ist dieses „Phänomen“ auch unter dem Namen Aphantasie / Afantasie und liest man Berichte darüber, wird stellenweise von einem „Leiden“ gesprochen. Das halte ich für Unsinn, ich leide nicht darunter und sehe auch nicht, warum das irgendjemand sollte.
53 Comments
nicci trallafitti
9. März 2023 at 17:59wir hatten es ja schon auf instagram darüber, aber wie krass ey, ich dachte wirklich immer es gehe einfach allen menschen so :D
die „anderen“ haben einfach eine unfassbar lebhafte fantasie.
„Wenn eine Autor*in ihre Figur beispielsweise so schreibt, dass ich sie als groß und weiblich empfinde, sie in Worten aber als klein und männlich beschreibt, ist dies für mich eine spürbare Diskrepanz. “ ja, genau das :D auch in diskussionen über bücher nach dem lesen, wenn dann jemand sagt „er sieht so und so aus“, und ich denke mir nee, sieht er nicht. „doch so wurde er doch beschrieben“ ja, mag sein, aber er WIRKT nicht so auf mich :D also ohne dass das jetzt so n ding ist von wegen weiblich/männlich auszusehen, anhand von merkmalen. es ist eher eine homogene masse, eine abstrakte gebildet aus empfindungen, die ich beim lesen habe. ich hoffe du versteht was ich meine.
wir können gern bei insta weiter quatschen, wenn du zeit & lust hast :D
lg <3
Dennis
23. August 2022 at 09:33Hallo,
ich habe selbes bei mir festgestellt. Vor einiger Zeit war ich wieder mal verärgert, dass meine Frau das nächste Buch fertig hatte und ich gerade mal bei der Hälfte war. Ich musste feststellen, dass ich Sätze, Absätze und Seiten Teilweise doppelt lese, weil ich mit Gedanken abgeschweift bin. Nachdem ich ein bisschen gesucht habe, wie man schneller lesen kann bin ich auch auf das Thema mit der Inneren Stimme gestoßen.
Ich lese mit meiner inneren Stimme mit. Meine Frau sagt, sie hört keine Stimme und bei ihr läuft ein Film im Kopf ab.
Seither beneide ich sie dafür, ich versuche seit eigen Wochen, diese Stimme abzustellen und auch diesen Zustand zu erreichen. vor 2 Wochen dachte ich, ich hätte es in einem Absatz geschafft, bin mir aber nicht sicher, ob es nicht daran lag, dass ich zu dem Franchise schon einen Film gesehen habe und mein Kopf daher vorgeprägt war.
Das was du zu den Charakteren sagst, kenne ich auch. Es war mir nie wichtig wie genau die aussehen ich hatte eher eine Ahnung, ein Gefühl.
Ich würde auch gerne einen Film sehen (& schneller Lesen), mal sehen ob es irgendwann gelingt.
booknapping
23. August 2022 at 09:53Hallo Dennis,
jede*r liest anders und eine Vorlesestimme zu haben, ist doch auch eine tolle Sache :-D Ich möchte dich nicht enttäuschen, aber die Lesewahrnehmung lässt sich meiner Erfahrung nach nicht „trainieren“. Daher würde ich mich einfach darüber freuen, was du hast und nicht dem Hinterherjagen, was du gerne hättest. Es kann sein, dass du es nicht erreichen kannst. Echte Bilder vor dem inneren Auge zu erzeugen ist nichts, das man lernen kann. Zumindest ist das der Status, den ich überall gefunden habe, der mir berichtet wurde und den ich aus eigener Erfahrung kenne.
Schneller lesen geht ja z. B. mit dem sogenannten Speedreading, falls du das unbedingt möchtest. Für mich ist das nichts, ich bin lieber langsam und genieße in meinem Tempo. Wenn ich schnell lese, ist es für mich keine Entspannung mehr. Aber auch das ist absolut verschieden und ganz individuell.
Ich wünsche dir weiterhin viel Freude beim Lesen und Genießen, ganz so, wie es dir Spaß macht!
Viele Grüße
Sandra
Heike
8. April 2022 at 19:33Ich bin heute das erste Mal auf den Begriff Afantasie gestoßen…. Bäng,… So geht es mir. Ich habe das Nichtssehen immer als Sehen in Worten bezeichnet.. Ich kann Szenen beschreiben, aber ich sehe rein gar nichts.
booknapping
11. April 2022 at 20:24Schön, dass du hergefunden hast :-) „Sehen in Worten“ ist auch eine sehr schöne Beschreibung. Tatsächlich ist mir das letztens passiert. Ich habe im Kopf ein Wort vor mir gesehen – also nicht als Bild, sondern hatte die Vorstellung von einem gedruckten Wort. Schwer zu erklären :-D
Simon
28. Januar 2022 at 17:08Hallo, Vielen Dank für deinen Einblick in das Gelese ;-)
Ich habe mir bereits Gedanken gemacht, weil ich das noch ein kleines bisschen anders wahrnehme, da ich zwar ganze Welten und Kreaturen in meinem Kopf erschaffe, aber nicht als Film sehe sondern selbst teil der Geschichte bin. Es sind zwar viele Bücher aus einer Beobachter-Position geschrieben, trotzdem nehme ich selbst oft die Stelle des Hauptprotagonisten ein und erlebe die Geschichte aktiv. Ich vergesse dann die Welt um mich herum völlig und nehme auch die einzelnen Seiten nicht mehr richtig wahr, bis ich 2-3 Sunden später auf die Uhr schaue oder müde werde.
Allerdings nehme ich leider Rechtschreibfehler oder kompliziert formulierte Sätze direkt wahr, was mich jedes mal wie ein Schlag ins Gesicht aus meinem Abenteuer reisst.
Vielen Dank und ein schönes Wochenende wünsche ich :-)
MFG Simon
booknapping
29. Januar 2022 at 10:11Hallo Simon
Danke, dass du deine Leseeindrücke hier teilst. Und es klingt fantastisch, was du beim Lesen erlebst! Wir sind alle so einzigartig in unseren Lesewahrnehmungen und ich werde immer wieder aufs Neue überrascht. Viel Freude auch weiterhin bei deinem Lesehobby und liebe Grüße
Sandra
Manuela
30. Dezember 2020 at 22:52Hallo, ich bin gerade über diesen Beitrag gestolpert. Ich beschäftige mich gerade sehr mit dem Thema. Denn wenn ich lese ist es für mich wie Film schauen. Alles ist lebendig und die Geschichte läuft vor meinen geistigen Auge ab. Ich bin die einzige in der Familie der es so ergeht. Ich finde es mega genial, und bin traurig das andere das nicht sehen. LG Manuela
booknapping
31. Januar 2021 at 13:59Hallo Manuela,
bitte entschuldige die späte Antwort, ich habe eine Blogpause einlegen müssen.
Einen richtigen Film sehen nicht so viele, wie ich so aus Erzählungen mitbekommen habe. Aber auch ohne Film, kann es für die Lesenden ein supertolles Erlebnis sein – nur eben anders.
Liebe Grüße
Sandra
Ninespo
26. Mai 2020 at 19:46Hi Sandra,
tatsächlich habe ich mir gar nicht so viele Gedanken über meine Lesewahrnehmung gemacht und muss darüber erstmal nachdenken. Tatsächlich höre ich beim Lesen meine eigene Lesestimme, manchmal auch die der Figuren – zumindest so, wie ich sie mir vorstelle. Letzteres passiert nicht oft. Wenn ich sehr konzentriert lese und absolut im Buch bin, weiß ich gar nicht, ob ich meine Lesestimme höre. Wahrscheinlich eher nicht. Stattdessen sehe ich dann die Figuren vor meinem inneren Auge. Nicht so deutlich wie einen Film und auch nicht durchgehend, aber einige Sequenzen schon.
Es ist wirklich schwer zu erklären, was beim Lesen in einem vorkommt. Und mindestens genauso schwer, das für sich selbst erstmal zu definieren.
Danke für diesen sehr spannenden Beitrag!
Liebe Grüße und ein schönes post-#litnetzwerk
Nina
booknapping
27. Mai 2020 at 08:04Liebe Nina,
herzlichen Dank für deine Eindrücke und vielleicht magst du ja auch noch einmal vorbeikommen, wenn du deine Lesewahrnehmung weiter beobachtet hast. Ich beobachte auch immer noch weiter, horche, versuche Bilder zu sehen. Bisher ist es aber bei den Worten geblieben und manchmal, wie beschrieben, höre ich Musik, die aber gar nicht da ist :-)
Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße
Sandra
Nadine
25. Mai 2020 at 12:47Moment, es gibt Mensch, die Figuren so richtig vor sich können? Mit dem kompletten Aussehen?
Krass, das war und ist bei mir noch nie der Fall.
Ich vergesse schnell wie sie geschrieben werden und habe in meinem Kopf meine ganz eigene Vorstellung von ihnen, statt die Figuren zu sehen, habe ich das Gefühl, sie zu „fühlen“, also ich sehe sie schon vor mir, aber halt nicht richtig, sondern mit ihren Gefühlen, Emotionen, Handlungen… Bei Buchverfilmungen ist mir auch gerade wichtig, dass sie das Gefühl erzeugt, das ich beim Lesen hatte, wenn das übereinstimmt, kann ich über Plotänderungen eher hinwegsehen, statt wenn die Tonalität nicht stimmt. Ansonsten weiß ich gar nicht ob ich sonst Bilder sehe, ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, vielleicht ein Indiz, dass ich keine sehe? Also ich habe meine Erzählerstimmen (wo ich vor kurzem überrascht war, das es Menschen ohne gibt). Und ein gutes Buch saugt mich auch in ihre Seiten, nur irgendwie alles ein wenig abstrakter. Vielleicht habe ich mich daher vor kurzem so in den Sci-fi Grafic Novel On a Sunbeam, weil ich neben der Erzählstimme, den Gefühl der Figuren auch noch so fantastische Zeichnungen hatte.
Ein wirklich spannender Beitrag!
Liebe Grüße
Nadine
booknapping
26. Mai 2020 at 11:33Hi Nadine
*lach* Den Aha-Moment hatte ich auch und ich musste laut lachen, als ich deinen Kommentar gelesen habe :-D Ja, es gibt sie wirklich und diese Menschen sind sogar in der Mehrheit.
Mir geht es ganz genau wie dir, der Text könnte von mir stammen. Auch dieses Gefühl, nicht weiter lesen zu können, wenn die „Tonalität“ nicht stimmt – auja, das kann ich sooo gut nachvollziehen! Ich freue mich riesig über deine Gedanken und Eindrücke zum Thema. Immer wieder verrückt, was es alles gibt, ohne dass wir wissen, das es so ist, nicht wahr?
Auf jeden Fall muss ich mir jetzt On a Sunbeam anschauen und bin gespannt, ob ich ebenso drauf reagiere wie du.
Liest du eigentlich auch so gerne illustrierte Bücher? Ich liebe es ja, solche Bilder neben dem Text zu haben, dann ist es nicht nur abstraktes Lesevergnügen, sondern auch ein bildliches :-)
Ganz liebe Grüße
Sandra
Jasmin (Pandaversum)
24. Mai 2020 at 21:18Hallo Sandra,
bei mir ist es ähnlich. Eigentlich ist es wie bei dir mit einer kleinen Änderung. Wenn man mir erzählt wie zB eine Person aussieht. Welche Haar- und Augenfarbe diese hat, stelle ich sie mir bildlich vor. Vergesse es aber sehr schnell wieder und beginne mir mein eigenes AUssehen zu erstellen.
Das Beispiel mit der Blumenwiese finde ich gut beschrieben, so ist es auch bei mir. Ich schließe meien Augen und sehe schwarz und stelle mir vor wie die Blumenwiese aussehen könnte. Ich könnte noch nichtmal beschreiben welche Farbe die Blumen haben bevor ich diese Farbe benenne, oder aktiv daran denke.
Beim Lesen ist es genau sö (habs vorsichtshalber mal getestet) Wie du sehe ich auch nur die Wörter und Buchstaben vor mir.
Liebe Grüße
Jasmin
booknapping
25. Mai 2020 at 07:17Hi Jasmin,
das ist wirklich sehr ähnlich zu meiner Wahrnehmung. Du hast es gut beschrieben, wenn ich aktiv dran denke, kann ich mir Personen, Dinge etc. auch vorstellen, aber eben halt nicht sehen. Und das Bild verschwindet auch schnell wieder.
Danke dir sehr für die Schilderung deiner Eindrücke :-*
Liebe Grüße
Sandra
Kerstin Cornils
24. Mai 2020 at 15:15Liebe Sandra,
ein spannendes Thema über das ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. Für mich ist das Lesen schon immer besser gewesen als jedes Fernsehprogramm oder jeder Kinofilm. Ich bin seit Kindertagen in meine bunte Welt der Bücher abgetaucht und konnte mich darin immer sehr gut verlieren. Ich finde es gerade spannend zu lesen, dass es auch anders sein kann. Doch im Prinzip verwundert es mich nicht, denn die Wahrnehmung in allen Lebenslangen ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Im Gegensatz zu dir war ich bei den ersten Harry Potter Filmen sehr enttäuscht. Ich hatte ein ganz anders Bild von den Personen und den Orten und musste diese dann erst mal miteinander in Verbindung bringen. Das fand ich beim Lesen der letzten Bände dann auch eher störend, weil ich auf einmal Schauspieler im Kopf hatte und nicht meine lieb gewonnenen Personen. Aus dem Grunde mag ich auf den Covern von Büchern auch keine realen Personen, die können in der Regel einfach nicht die Charaktere aus dem Buch vernünftig wiedergeben und so bleibt da immer eine kleine Diskrepanz zwischen den vorgegebenen Bildern und meinen erzeugten durch die Geschichte.
Ich danke dir, für diesen neuen Blickwinkel. Ist dieses Bilder projizieren auch ein Grund, warum einigen das Kopfkino bei Unterhaltungen mehr zu setzt als anderen? Oder ist hier eher kein Zusammenhang zu sehen?
Ich freue mich gerade sehr über dieses Kommentierwochenende. Wie man doch mal ganz neue Dinge sieht und liest über die man sonst nicht stolpert.
LG Kerstin
booknapping
24. Mai 2020 at 19:35Liebe Kerstin,
ich danke dir sehr für die Schilderung deiner Leseeindrücke. Du gehörst zu denen, die richtige „Filme“ sehen, das finde ich schon ziemlich cool :-) In letzter Zeit, habe ich immer mal wieder die Augen geschlossen und geschaut, ob da mehr ist als schwarz – aber – nichts. Es bleibt einfach schwarz. Vorstellen kann ich mir trotzdem sehr viel, ich habe es ja im Beitrag erklärt, es ist eben etwas anders, abstrakter irgendwie.
Ob es einen Zusammenhang zum „Kopfkino“ gibt, kann ich nicht sagen. Wenn jemand aber direkt Bilder sieht und jemand anderes eine abstrakte Vorstellung hat, könnte das schon unterschiedlich sein. Eine gute Frage. Ich habe eine blühende Fantasie und habe auch oft von „Kopfkino“ gesprochen, jedoch meinte ich damit nie Bilder. Vielleicht gibt es also keinen Zusammenhang mit der Intensität der Wirkung von beispielsweise Gesprächen.
Schön, dass du vorbei geschaut hast und hab‘ noch viel Spaß beim Entdecken auf den vielen schönen Blogs.
Liebe Grüße
Sandra
Melanie
24. Mai 2020 at 11:25Hej Sandra,
spannendes Thema. Ich sehe tatsächlich Figuren oder Orte vor mir.
Am krassesten fiel mir das auf als ich mir dann doch mal den Twilight-Film angesehen habe. Ich hatte ein ziemlich festes Bild vor Augen wie Carlisle aussieht. Und die Figur im Film entsprach diesem Bild überhaupt nicht.
Liebe Grüße
Melanie
booknapping
24. Mai 2020 at 12:21Danke für deine Eindrücke und dein Feedback, Melanie. Freut mich sehr, dass dir das Thema gefällt :-)
LG
Sandra
RoXXie SiXX
23. Mai 2020 at 10:20Hallo Sandra,
wow, das ist mal ein kniffeliges Thema.
Ich würde schon sagen, dass ich Bilder vor dem inneren Auge habe. Aber was ist das innere Auge? Ist es wirklich so, dass ich die Figuren, Gebäude und Landschaften sehe, wenn ich die Augen schließe? Ja und Nein, ich „sehe“ all die im Text beschriebenen Dinge auch in meinem Geiste, ich würde es als das Kopfkino bezeichnen, wenn ich lese.
Sprich, so wie die/der AutorIn die Welt im Text aufbaut, entsteht sie in meiner Fantasie. Bäume wachsen im Zeitraffer, genauso wie Gebäude und Figuren erscheinen.
Das einzige, was ich nicht sehe, sind die Gesichter. Ja, wenn sie die Protagonistin umdreht und der Text mir erzählt, dass sie grüne Augen hat, dann sehe ich grüne Augen. Aber der Rest des Gesichts ist verschwommen, es wabert um die grünen Augen herum. Und das ist absolut okay. Denn ein Gesicht ist primär nicht ausschlaggebend für die Geschichte, die Figur fängt aber an, durch ihre Worte und Aktionen, farblich zu strahlen. Sprich, der Charakter prägt sich über die Seiten hinweg aus. Keine Ahnung, ob du nachvollziehen kannst, was ich versuche zu beschreiben. ;)
Fazit: Ja, ich sehe Bilder und dadurch bin ich dann bei Verfilmungen enttäuscht oder positiv überrascht, inwieweit meine Fantasie denen der Filmemacher wider- und/oder entspricht.
Liebe Grüße,
RoXXie
booknapping
23. Mai 2020 at 19:09Hi RoXXie
Und wow – ich hatte gerade richtig Gänsehaut, als du von dem farblichen Strahlen und dem Wachsen der Bäume wie in einem Zeitraffer geschrieben hast. Ich glaube, ich kann mir das sehr gut vorstellen und danke dir sehr für diese persönlichen Eindrücke! Ist es nicht großartig, wie verschieden wir das alles wahrnehmen und wie sehr wir trotzdem alle das Lesen lieben? Mich fasziniert es ungemein. Auch wenn ich die grünen Augen niemals „sehen“ werde und auch schnell vergessen habe – wenn ich sie denn überhaupt im Text mitbekomme :-D
Ganz liebe Grüße
Sandra
Rena
22. Mai 2020 at 11:17Hallo,
also ich sehe zwar beim Lesen Bilder, aber das beschränkt sich im Großen und Ganzen auf Orte. Oft sind das aber leider Orte die ich wirklich kenne und das hat dann wiederum zur Folge das ich nun bestimmte Orte einfach mit bestimmten Büchern verbinde. Unwiderruflich.
Wenn ich die Miss/Doktor Maxwell Reihe von Jodi Taylor lese, sehe ich sie zum Beispiel immer in meiner alten Grundschule und das auch wenn zwischen den Büchern viel Zeit vergangen ist.
Von Menschen oder Figuren habe ich in der Regel immer nur eine sehr ungenaue Vorstellung.
Liebe Grüße
Rena
booknapping
22. Mai 2020 at 11:30Hi Rena
Ganz lieben Dank für deine Gedanken zum Thema und wieder ist es eine ganz neue Wahrnehmung. Genau das finde ich so großartig an diesem Austausch hier, es gibt so unterschiedliche Lese“bilder“ und wir selbst wissen meist gar nicht, dass sie sich von denen anderer Menschen unterscheiden.
Hab‘ einen schönen Tag und liebe Grüße
Sandra
Neyasha
6. Januar 2020 at 11:23Wow. Ich bin gerade total überrascht, dass andere tatsächlich Bilder vor dem inneren Auge sehen. Ich dachte immer, das wäre nur ein Ausdruck für jene abstrakte Vorstellung, die ich z.B. von Dingen habe. Ja, mir geht es beim Lesen ganz genau wie dir – ich sehe keine Bilder und ich habe etwa bei Kampf-/Actionszenen immer ein großes Problem, mir da überhaupt etwas vorstellen bzw. diesen Szenen folgen zu können; daher finde ich die meistens total langweilig zu lesen. Ich weiß nicht, ob das auch damit zusammenhängt.
Das interessante ist, dass ich schon eine abstrakte Vorstellung von Figuren habe, auch wenn es kein konkretes Bild ist. Daher freue ich mich auch immer, wenn Verfilmungen mir konkrete Bilder liefern, wobei sich manchmal Schauspieler für mich richtig anfühlen und manchmal eben falsch (z.B. war Jennifer Lawrence für mich als Katniss komplett falsch, daher konnte ich auch die Filme nie genießen) – ich nehme an, dass das schon mit meiner abstrakten Vorstellung von den Figuren zu tun hat.
Da ich selbst schreibe, brauche ich auch immer ein Vorbild für meine Figuren, um mir diese optisch überhaupt vorstellen zu können. Erst, wenn ich ein Porträt von ihnen gezeichnet oder sie mit Schauspielern „besetzt“ habe, werden sie für mich so richtig greifbar.
Interessant auch, was Petrissa in dem Zusammenhang oben schreibt: Ich sehe nämlich alle Rechtschreibfehler und ich kann sie absolut nicht ausblenden. Daher nehmen mir Fehler auch wirklich die Freude beim Lesen.
Danke auf jeden Fall für diesen interessanten Beitrag! Der hat mir einige neue Erkenntnisse geliefert.
Liebe Grüße
Neyasha
booknapping
6. Januar 2020 at 21:09Liebe Neyasha
Ich danke dir so sehr für deinen Kommentar! Bei den vielen Menschen, die Bilder sehen, kann man sich schon mal etwas seltsam fühlen, wenn man nun mal selbst keine solchen Bilder sehen kann. Du kannst das vermutlich nachvollziehen :-)
Mir geht es ganz ähnlich, wie dir! Besonders viele Rechtschreibfehler machen mich echt fertig. Sie sind richtiggehend anstrengend beim Lesen, da sie mich immer und immer wieder aus dem Fluss reißen. Selten habe ich jemanden getroffen, dem es ähnlich ging.
Auch was du über die „nicht passenden“ Schauspieler*innen schreibst, kenne ich in gleicher Ausprägung. Immer wieder ein tolles Thema. Und ich freue mich sehr, dass du hergefunden hast.
Liebe Grüße
Sandra
Ruby
3. Dezember 2019 at 23:00Hallo du Liebe,
Nach deinem lieben Kommi bin ich gleich mal Stalken gekommen und bei diesem tollen Beitrag hängen geblieben. :) Bei mir ist es so das ich zu den „sehenden“ gehöre. Legolas aus Herr der Ringe sah im Film 1 zu 1 so aus wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich bin zusammen mit mit Rhys aus „Das Reich der Sieben Höfe“ durch den Nachthimmel geflogen und habe mit Kirito in der Sword Art Online Novle um mein Leben gekämpft. Wenn ich lese bin ich dabei und lache, schaudere oder gibbel auf meinem Bett herum. ^^
Der Nachteil dabei ist allerdings, das ich mit 90% der verfilmungen so oft unzufrieden bin. Mein Buchempfinden ist da einfach zu nah, als das ich abweichungen vom Buch wirklich ertragen mag. Wohl mit ein Grund weswegen ich selten Buchverfilmungen schaue. ^^
Bei den Drachenreitern von Pern – um mal darauf anstoß zu nehmen ;) habe ich das gewimmel der Flugechsen vor mir gesehen. Das goldene Funkeln der Schuppen der Königin oder die herabfallenden Fäden. :D Ich dachte aber immer allen geht es so. Das manche nur Text sehen wusste ich gar nicht. :) Wieder etwas gelernt.
Tintengrüße von der Ruby
booknapping
6. Dezember 2019 at 13:12Hallo liebe Ruby,
danke, dass du diese ganz besonderen Leseeindrücke mit mir und allen, die hier mitlesen teilst!
Du hast die Feuerechsen gesehen – himmlisch :-D Und so vieles andere. Das ist wirklich toll, ich muss da auf die Verfilmung warten *lach* und ich bin froh, dass in den alten Pern-Taschenbüchern Illustrationen sind, so kann ich doch ein klein wenig wirklich auch „sehen“.
Ganz liebe Grüße
Sandra
Kathrin
27. November 2019 at 16:15Liebe Sandra,
heute finde ich endlich einmal die Zeit, einen Kommentar unter diesem großartigen Beitrag zu hinterlassen.
Vielen, vielen Dank, dass du uns deine Wahrnehmung beim Lesen so nahe gebracht hast – damit hast du sicher nicht nur mir die Augen geöffnet! Man nimmt seine eigenen Empfindungen/ Wahrnehmungen oft als so selbstverständlich und normal hin, dass man sie nie hinterfragt.
Und wie spannend es für dich immer sein muss, wenn du dann eine Verfilmung siehst! Wie verhält es sich denn eigentlich, wenn du erst die Verfilmung schaust und dann das Buch liest – beeinflusst das, wie du das Gelesene wahrnimmst bzw. welche Eindrücke du dir selbst von Figuren machst?
Ich gehöre zu denen, die tatsächlich Kopfkino haben – aber nie pausenlos von Anfang bis Ende einer Geschichte: Auch bei mir gibt es Momente, ich denen ich nur den Text wahrnehme, ohne Bilder, Töne oder ähnliches dabei im Kopf zu haben. Je besser und „sinnhafter / sinnlicher“ etwas beschrieben ist, desto realer wird dies aber für mich (wobei sinnlich/ sinnhaft nicht gleichbedeutend ist mit „vielen Adjektiven“ oder detaillierten Beschreibungen, sondern eher mit dem gekonnten Einfangen von Momenten auch ohne große Worte).
Dabei sehe ich aber nie das gesamte Setting wie in einem richtigen Film, sondern nur Ausschnitte: mal die Kulisse (v.a. bei Szenen, die in der Natur spielen), mal einzelne Figuren und hier vorwiegend die Köpfe. Besonders gelungene Texte schaffen es sogar, dass ich beim Lesen das Geschilderte riechen, schmecken, hören kann. Das ist beispielsweise bei Taniguchi oder Stephen King oft der Fall.
Kenne ich vor dem Lesen bereits die Verfilmung oder Hörbuchversion, kommt es häufig vor, dass ich während der Lektüre die Stimme des jeweiligen Sprechers / des jeweiligen Schauspielers höre oder das Äußere der Figur aus der Verfilmung sehe. (Und ja, ich rede hier bewusst nur von Männern, da dieser Effekt bei Frauenfiguren tatsächlich nie auftritt bzw. bisher nur ein- oder zweimal vorkam.) Lese ich eine Szene, in der Gandalf sehr präsent ist, sehe ich Ian McKellen und höre dessen deutsche Synchronisationsstimme; bei Sam und Frodo ist es genauso. Und, wie ich schon auf Twitter schrieb, habe ich beim Lesen des Kapitels „Smeagols Zähmung“ dank des HrD-Abends in Leipzig die ganze Zeit Timmo Niesners Stimme gehört, sogar die Betonung und das Lesetempo hatten sich daran angepasst.
Habe ich gar keine Bilder vor Augen und keine bekannte Stimme im Kopf, schaltet sich zumindest immer eine ganz bestimmte innere Vorlesestimme ein, die übrigens anders klingt als ich selbst.
Apropos Vorlesestimme: Wie war es für dich in der Kindheit, wenn jemand vorlas? Ich frage mich gerade, ob das in der Kindheit auch beeinflusst, wie gern man vorgelesen bekommt, da man in dem Alter ja noch sehr durch „äußere Bilder“/ Einflüsse geprägt wird und nicht immer auf eigene Erfahrungen oder Wissen zurückgreifen kann. Mir geht es ja tatsächlich heute noch so, dass ich Dinge teils schwer verstehen kann, wenn sie zu abstrakt beschrieben sind und ich dazu gar keine Bilder oder greifbaren,reale „Anker“ habe. Das war oft auch mein Problem beim Erarbeiten theoretischer Fachliteratur während des Studiums: Was ich nicht in irgendeiner Form visualisieren konnte, blieb für mich nur ein leeres Konstrukt von Wörtern.
Liebe Grüße
Kathrin
booknapping
29. November 2019 at 13:56Liebe Kathrin,
hach – wie spannend! Danke dir sehr für die Schilderung deiner Lesewahrnehmungen. Ich kann mich nur wiederholen, dass hier ständig neue Aspekte hinzukommen, das ist so toll! Ich wüsste ja zu gerne, warum du immer nur Männer siehst … Aber diese Frage wird uns wohl niemand beantworten können, einiges wird im Dunkeln bleiben :-D
Zu deinen Fragen: Wenn ich einen Film gesehen habe und dann die Vorlage lese, hilft mir das meist. Ich „sehe“ dann die Schauspielenden vor mir und das ist toll. Endlich habe ich dann eine Vorstellung der Figuren vor mir. Ich sage bewusst „Vorstellung“, da ich sie nicht als Bild sehe, aber eine Vorstellung davon habe, wie sie aussehen. Hört sich komisch an? Kann ich leider aber nicht anders erklären. Beim „Herr der Ringe“ war das z. B. so. Wenn ich das Buch heute lese, habe ich die Vorstellung der Filmbilder im Kopf – grandios, was Peter Jackson da für mich (und viele andere ;-) ) geschaffen hat.
Wie es in meiner Kindheit war, wenn mir jemand vorgelesen hat, kann ich dir nicht beantworten. Zwar wurde mir vorgelesen, jedoch erinnere ich mich an keine einzige Situation und auch an keine Texte. Ich weiß auch nicht mehr, wo ich all die Bücher und Comics gelesen habe, die ich mir ständig aus der Bibliothek ausgeliehen habe und an die Inhalte erinnere ich mich auch nur vage. Ich weiß, das ich sie gelesen habe. Das hängt sicher mit dem Verdrängen einiger Dinge aus meiner Kindheit zusammen – anderes Thema.
Interessant übrigens, was du über deine Erlebnisse mit abstrakten Beschreibungen sagst. Das ist bei mir genau umgekehrt. Abstrakt kann ich sehr gut, allerdings ecke ich mit meinen „wirren“ Beschreibungen oft an, bzw. werde nicht verstanden. Ich versuche sie dann beim Erzählen zu visualisieren, das macht es für mich und andere leichter, auch wenn meine Visualisierungen auch sehr abstrakt sind *lach*.
Ganz liebe Grüße
Sandra
LeseWelle
17. November 2019 at 21:26Hallo Sandra,
ein wirklich sehr toller Beitrag.
Es ist sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich wir alle doch, nun ja, lesen eben. :)
Ich sehe tatsächlich Bilder im Kopf und kann den Charakteren im Buch sogar teilweise eigene Stimmen geben. Aber das habe ich auch nicht immer, das mit den Stimmen.
Die Bilder habe ich immer. Das ist nicht immer wie ein Film, sondern manchmal einfach wie Momentaufnahmen aber ich kann mir die Protagonisten vorstellen oder die Orte in welcher einer Handlung spielt. Manchmal sehen diese Dinge oder Personen aber etwas anders aus als die Autoren/innen es sich vielleicht vorstellen. Mir ist schon einmal passiert, dass ich mir einen Charakter mit dunklen Haaren vorgestellt habe und dann irgendwann feststellen musste, dass er ja doch blonde Haare hat. Dann fällt es mir schwer den Charakter anders zu sehen. Deshalb mag ich es auch gar nicht wenn ich Filme vor den Büchern sehe, denn so habe ich in meinem Kopf schon ein vorgefertigtes Bild und kann mich nicht mehr auf meine eigenen Vorstellungen konzentrieren.
Andersherum ist es aber auch nicht immer leicht, denn wenn für mich ein Charakter ein bestimmtes aussehen hat, vergleiche ich den Schauspieler / die Schauspielerin unwillkürlich mit meinem Bild im Kopf.
Liebe Grüße
Diana
booknapping
18. November 2019 at 16:54Liebe Diana,
wow – wie spannend doch dieses Thema ist. Das muss wirklich ein Schock sein, wenn die Personen dann plötzlich andere Haarfarben haben. Ich sehe ja zwar keine Bilder, habe aber selten auch mal Vorstellungen von Haarfarben und wenn die dann halt anders ist, als im Buch beschrieben, ignoriere ich das einfach stumpf :-D
Für mich ist die Bilder-beim-Lesen-Welt halt eine ganz unbekannte und ich kann nur durch eure Kommentare hier überhaupt verstehen, was mit dir und vielen anderen da eigentlich passiert. Ganz großes Danke für deinen Kommentar und dass du deine Wahrnehmung hier teilst.
Liebe Grüße
Sandra
Anett
13. November 2019 at 10:27Liebe Sandra,
dann komme ich doch auch endlich mal bei dir vorbei und finde, du hast einen tollen Beitrag geschrieben!
Nein, auch ich sehe weder fertige Bilder noch einen Film vor mir, wenn ich ein Buch lese. Ich habe in letzter Zeit extra darauf geachtet, wie das eigentlich bei mir ist. Ich nehme die Bücher ganz genau auf, kann mich in Protagonisten rein versetzen und und und. Aber: Ich sehe keine Menschen vor mir! Mir geht es da wie dir, weder stelle ich mir ihre Gestalt vor, noch irgendwelcher Merkmale wie Haarfarbe oder Augenfarbe. Hat mich auch noch nie wirklich gestört beim lesen – ich kann die Bücher trotzdem gut genießen.
Wenn ich jedoch ein Buch lese, wo ich den Film kenne (wie eben Harry Potter) dann sehe ich schon Bilder vor mir, fertige, weil ich weiß, was ich sehen muss.
Für mich ist allerdings immer unvorstellbar, mir zum lesenden Buch vorzustellen, welcher Schauspieler diese Person verkörpern könnte.
Aber: Wenn ich z.Bsp. Krimis oder Thriller lese, dann spüre ich manches mal fast körperlich auch Schmerzen, bei Gewalttaten o.ä. Ich seh immer noch keine vor Blut triefende Leiche vor mir, aber weil ich weiß, wie das aussehen müsste, schaudert es mich.
ich finde, das ist ein sehr komplexes Thema, wenn man wirklich mal genauer darüber nachdenkt!
Vielen Dank für den Beitrag!
Liebe Grüße Anett
booknapping
18. November 2019 at 16:49Ganz herzlichen Dank für dein tolles Feedback, liebe Anett! :-D
Was du schildest klingt meinen Erlebnissen sehr ähnlich und ich bin überrascht, doch einige gefunden zu haben, die keine Bilder beim Lesen sehen. Und die trotzdem, wie ich auch, das Lesen überaus genießen.
Nachdem ich mich jetzt wieder mit dem Thema beschäftigt habe, habe ich mich selbst schon mehrmals dabei erwischt, dass ich versucht habe, beim Lesen Bilder „heraufzubeschwören“. Ich kann dir sagen: Hat nicht funktioniert *lach*.
Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Lesen!
Sandra
Janna | KeJas-BlogBuch
3. November 2019 at 16:28Huhu (=
War ja letztens schon Thema irgendwo (hattest du eine Umfrage gestartet?) und da war ich irritiert, dass so viele Bilder bis hin zu einem ganzen Film sehen. Bei mir entsteht eine vage Vorstellung, aber keine Bilder. Ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll … Eine flüchtige Vorstellung, wenn dann z.B. ein Buch verfilmt wird ist es bei mir wie bei dir, das Gefühl, das es stimmig ist (oder eben gar nicht passt), ist dann etwas das ich habe. Doch kann nicht so einfach in Worte wiederzugeben, was da beim Lesen im Kopf geschieht.
Toller Beitrag <3
Mukkelige Grüße!
booknapping
3. November 2019 at 16:37Huhu und danke für die Blumen liebe Janna :-D
Eine Umfrage hatte ich nicht laufen, aber auf twitter kamen wir letztens zufällig drauf. Und da war mir klar, ich sollte das Thema mal verbloggen und nicht noch zwei Jahre warten XD
Ja, es ist gar nicht so einfach in Worte zu packen, was da im Kopf beim Lesen los ist. Insgesamt können wir uns alle vermutlich nur dem Thema annähern, denn wer weiß – ob „sehen“ für alle eigentlich das gleiche bedeutet.
Liebe Grüße
Sandra
Taaya
3. November 2019 at 15:29Huhu,
ich bin so ein bisschen ein Mittelstück. Beim Lesen neuer Bücher seh ich absolut nichts vor mir. (Außer, wenn ein Ort beschrieben wird, an dem ich schon selbst war. In dem Fall kann ich mir meine Erinnerung des Ortes mühsam vor Augen rufen, aber das kostet Kraft und Zeit.) Wenn ich den Film dazu kenne, kann ich bei den Rereads aber einzelne Charaktere oder Bilder vor mir sehen. Eben auch aus meiner Erinnerung des Filmes, weil ich ’schon mal da war‘. Aber auch hier kostet das viel Kraft, weshalb ich es lieber nicht mache. Das ermüdet schnell und macht mir im schlimmsten Fall auch ziemliche Kopfschmerzen.
Spontanes Kopfkino innerhalb des RL hab ich aber oft. Besonders eklige oder gruslige Sachen, wie krabbelnde Spinnen kann ich mir sehr leicht vorstellen, auch mit offenen Augen. (Vielleicht aber auch, weil ich diesbezüglich sensibilisiert bin, weil ich eine Weile lang schlafmangelbedingt Halluzinationen hatte und genau sowas dabei vorkam.)
Ich find es aber spannend, wie viele Andere beim Lesen auch nichts sehen. Ich hab das bisher immer darauf geschoben, dass bei mir schon lange Verdacht auf Asperger besteht. Dass die Phänomene vielleicht gar nicht zusammen gehören, ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen.
Magst du vielleicht dann auch lieber Bücher, die viel erzählen und wenig ‚zeigen‘ und erleben lassen? Ich dachte immer, meine Abneigung gegen das, was Autoren ’show‘ nennen und meine Liebe für ‚tell‘ wären auch eher aspergerbedingt. Aber vielleicht hängt das ja eher hiermit zusammen? Dass man vielleicht einfach mehr Informationen über Handlungen und Hintergründe braucht, weil sie nicht wie ein Film vor einem sind? Und dass viele Leser sie deshalb nicht brauchen, weil sie Mimik und Gestik im Bild in ihrem Kopf ganz automatisch ergänzen können und daraus die mir fehlenden Informationen ziehen?
LG
Taaya
booknapping
3. November 2019 at 16:04Liebe Taaya,
das Thema ist so megaspannend, jede*r macht hier gerade eine neue Tür auf. Ist das nicht toll?!
Wie du das so erzählst, kann ich bestätigen, dass es bei mir ähnlich ist, wie bei dir. Wenn ich z. B. die Figuren in einem Buch vorher schon in einem Film oder auch Comic gesehen habe, stelle ich sie mir auch während des Lesens vor. Dann habe ich sie ja schon einmal gesehen. Gleiches gilt für Kulissen, Handlungsorte. Allerdings „sehe“ ich sie, glaube ich, trotzdem nicht, sondern ich „weiß“ wie sie aussehen. Das hört sich schon wieder komisch an, fürchte ich.
Das Spinnenkopfkino ist ja fies! Zum Glück bin ich davon bisher verschont, ich hoffe, das bessert sich bei dir auch mit der Zeit.
Hinsichtlich des „show“ vs. „tell“ bin ich noch nicht ganz sicher. Ich habe überhaupt nicht drüber nachgedacht, bis du es jetzt hier angesprochen hast. Ich mag beispielsweise Reisebeschreibungen sehr gerne. Kennst du das Buch „Der Historiker“? Da reisen zwei (?) Menschen u. a. mit dem Zug durch Osteuropa und ich habe es genossen, diese Reise einfach nur zu erleben. Da wird, glaube ich, auch viel gezeigt. Und im Herr der Ringe mag ich den Gang durch Mordor, den viele sterbenslangweilig finden. Also … wenn ich drüber nachdenke, ich mag „show“ wohl sehr gerne :-) Mit „tell“ komme ich auch klar, muss aber mal beobachten, wie ich darauf reagiere.
Es ist so spannend – ein Zusammenhang mit Asperger könnte sein, habe ich bisher aber noch nicht gelesen. Ich habe den Eindruck, dass die gesamte Thematik noch nicht wirklich gut erforscht ist.
Liebe Grüße und nochmals ganz herzlichen Dank, dass du deine Leseeindrücke hier geteilt hast!
Sandra
Taaya
22. Mai 2020 at 12:52Huch, Ewigkeiten später (ich hab ja gestern schon auf Twitter gesagt, ich hab überhaupt keine Übersicht über meine Kommentare).
Hm, Reisebeschreibungen finde ich eher langweilig. Ich fürchte, da kommt bei mir hinzu, dass ich einfach auch quasi nicht so der ‚optische‘ Mensch bin. Dinge, die man in RL sehen kann, sind mir auch da schon recht unwichtig und mit Fotos kann ich, zum Beispiel, auch nicht wirklich viel anfangen. Ich mag beim Lesen generell lieber tell von Handlungen und Introspektion. Beschreibungen der Umwelt finde ich hingegen schlicht unnötig – sofern nicht gerade ein wackelnder Zweig im Wald ein Hinweis drauf sein könnte, dass sich da ein Ork versteckt und gleich angreift. Ich fürchte, ich bin da sehr eigen. :D
LG
Taaya
booknapping
22. Mai 2020 at 14:53Echt spannend, Taaya. Ich bin ja schon sehr „optisch“ geprägt, da sind wir dann unterschiedlich. Und doch genießen wir jede auf unsere Weise das Lesen. Das ist unser aller Gemeinsamkeit :-D
LG
Sandra
Julia
3. November 2019 at 08:48Deine Lesewahrnehmung ist wirklich faszinierend. Aber teilweise geht es mir gleich. Bei Büchern, die mich nicht mitreissen können, sehe ich nur das Geschriebene. So geht es mir auch immer am Anfang eines Buches.
Ich brauche Zeit und die richtige Stimmung, damit bei mir Bilder im Kopf entstehen. Selten wird daraus ein Film, nur wenn ich das Buch wirklich mag.
Beispielsweise kann ich dir von „Daughter of Smoke and Bone“ von Laini Taylor ganz genau beschreiben wo die Protagonistin wohnt, wie sie aussieht und wie sie zur Uni läuft. Auch von den Chimären und Engeln habe ich ein ganz klares Bild im Kopf. Das Buch ist in meinem Gehirn als Film gespeichert. Bei anderen Büchern fehlen mir diese Details, kann dir aber mehr über die Stimmung erzählen.
Es kommt auch ganz auf die Situation an. Landschaften oder Räume sehe ich relativ schnell als Bild. Figuren sind bei mir manchmal weisse Punkte ohne Gesicht. Erst nach und nach entstehen die Figuren. Dabei kommt es null auf das Beschriebene an. Ich habe mir mal ein ganzes Buch lang eine Protagonistin mit kurzen schwarzen Haaren vorgestellt, bis ihr Lover am Ende über ihre langen blonde Haar strich. War für mich sehr irritierend und das Bild war schwierig zu korrigieren.
Liebe Grüsse
Julia
booknapping
3. November 2019 at 10:09Liebe Julia
OMG – das ist so spannend! Ganz lieben Dank für das Beispiel, wie du das Gelesene wahrnimmst. Ich bin völlig geplättet, dass du diese Details tatsächlich sehen kannst! Sehr interessant auch, dass deine Wahrnehmung davon abhängt, wie tief du in die Story eintauchen kannst. Wie ist das dann eigentlich mit den Buchstaben, siehst du sie trotzdem beim Lesen?
Die Prota, die plötzlich eine andere Haarfarbe hat als in meiner Vorstellung, habe ich auch schon kennengelernt :-D Allerdings habe ich sie nie gesehen, ich hatte nur im Hinterkopf, dass sie eine bestimmte Haarfarbe hatte. Schien irgendwie wichtig gewesen zu sein, sonst hätte sie bei mir gar keine Haarfarbe gehabt :-D
Liebe Grüße
Sandra
Bella
3. November 2019 at 08:26Liebe Sandra,
ich finde das Thema richtig spannend und finde deine. Blogbeitrag dazu echt Klasse! Es ist sehr interessant mm über die eigene Wahrnehmung nachzudenken, sie zu hinterfragen und vor allen Dingen zu erfahren, wie die Erfahrung und Wahrnehmung bei anderen aussieht.
Außerdem hat mir der Austausch mit Dir Spaß gemacht 😊
Hab einen tollen Sonntag!
Viele Grüße
Bella
booknapping
3. November 2019 at 10:04Liebe Bella,
ich danke dir sehr, dass du deine visuellen Eindrücke mit mir beim Lesen geteilt hast. Vielleicht bietet sich ja mal die Gelegenheit zu einer Wiederholung, auch wenn ich als Leseschnecke dir vermutlich wieder hinterherhinken würde :-D
Dir auch einen wunderschönen Sonntag.
Liebe Grüße
Sandra
Denise
3. November 2019 at 05:43Hi ♥
Super interessanter Beitrag! Ich dachte immer ich wäre die Einzige, die keine „Bilder im Kopf“ sieht beim Lesen.
Als Teenager habe ich komplett meine Umwelt beim Lesen ausgeblendet. Es hat sich angefühlt, als wäre ich in der Geschichte.
Das Gefühl habe ich jetzt leider nicht mehr. Manchmal fällt mir das sogar extrem schwer mich auf eine Geschichte einzulassen, weil ich sie nicht mehr so fühlen kann. Das habe ich aber bei allen Büchern (Nicht Genreabhängig).
Interesanterweise funktioniert das bei Hörbüchern noch. Wenn ich Haushalt mache und Hörbücher höre, merke ich gar nicht, dass putze. Ich bin komplett in dieser Welt :)
Liebe Grüße
Denise
booknapping
3. November 2019 at 10:02Liebe Denise,
oh nein, du bist ganz sicher nicht alleine <3 Bist du auch manchmal ein wenig neidisch darauf, dass andere Bilder oder gar Filme sehen? Mir geht hin und wieder so. Aber dann merke ich, dass ich auch vor dieser Erkenntnis Spaß am Lesen hatte und lasse mir diese Leidenschaft nicht nehmen :-)
Superspannend, dass es bei dir als Kind wohl etwas anders war! Und wie wundervoll, dass du es mit Hörbüchern heute in einen ähnlichen Modus schaffst. Abtauchen in Bücher ist einfach wunderbar. Ganz lieben Dank für deinen Kommentar und deine Eindrücke :-*
Liebe Grüße
Sandra
Tintenhain
2. November 2019 at 23:45Ich höre mich selbst beim Lesen (kam bis vor kurzem nicht auf die Idee, dass es anders sein könnte) und ich sehe auch Bilder. Allerdings auch keine Gesichter, selbst dann nicht, wenn da steht, sieht aus wie Schauspieler xy. Das registriere ich zwar, aber dann nehme ich die Figuren eher im Ganzen wahr. Also über den Charakter und vielleicht noch über den Körperbau. Schwierig finde ich auch Klamotten. Es ist mir schlicht und ergreifend egal, was sie anhaben. Insbesondere wenn es für die Story unerheblich ist.
Die Umgebung stelle ich mir dann allerdings gern vor und ich sehe auch szenische Bilder. Vermutlich liegt es dann an meinen persönlichen Erfahrungen, wie Szenen und Bilder ausgestaltet sind. Ich finde es interessant, darüber nachzudenken. Das habe ich so noch nicht gemacht.
Liebe Grüße
Mona
booknapping
3. November 2019 at 09:59Liebe Mona,
ich freue mich so sehr, dass du deine Lesewahrnehmung hier teilst. Es ist so toll durch die Kommentare zu schauen und so viele ganz individuelle Geschichten zu lesen. Und wie toll, dass du dich beim Lesen selbst hörst! Ich meine, das hatte ich auch schon einmal. Lange habe ich danach gesucht, wie ich Texte eigentlich wahrnehme. Und ich dachte eine Zeit lang sogar, ich würde verschiedene Stimmen hören. Als ich es genauer beobachtet habe, wurde mir aber klar, dass das nicht so ist. Und dann fand ich raus, dass fast alle Bilder sehen … :-D
Toll, dass ich zum Nachdenken anregen konnte. Das finde ich wirklich sooo toll!
Liebe Grüße
Sandra
Eva
2. November 2019 at 19:05Liebe Sandra,
das ist ein ziemlich interessanter Gedanke. Und ich glaube, ich ticke da ähnlich wie Du. Die Gesichter oder die Gestalt von Menschen sehe ich nie. Es ist mir einfach nicht so wichtig. Ähnlich, wie bei Dir, fühle ich sie eher. Versuche ihre Gedankengänge nachzuvollziehen, mich in ihr Inneres einzufühlen. Je nachdem, wie nah die AutorIn den Protagonisten kommt, gelingt das sehr gut, oder auch nicht. Was ich mir hingegen gern bildlich vorstelle, sind Landschaften. Ich liebe die Natur und fühle mich in Landschaftsbildern einfach wohl. Aber das ist ein bewusster Prozess, das kommt nicht automatisch. Ich sehe eine beschriebene Landschaft, wenn ich das möchte und die Beschreibung entsprechend gut ist. Aber ich fühle sie auch, spüre den Wind, stelle mir das Klima vor. ZUsammenfassend könnte man sagen, ich sehe auch keine Bilder, nur die, die ich bewusst in mir selbst mit Hilfe des Textes erschaffe. Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende! Eva
booknapping
3. November 2019 at 09:55Liebe Eva,
da scheinen wir auf ähnlicher Weise unterwegs zu sein :-) Echte Bilder hervorrufen zu können, klingt auch fantastisch! Ich bin so fasziniert, wie unterschiedlich wir alle sind und dabei doch wieder wie ähnlich in unserer Liebe zum geschriebenen Wort <3
So wie du es beschreibst, kann ich es, glaube ich auch. Ich kann mir die Dinge vorstellen und dabei auf meine Weise ins Leben rufen. Nur halt abstrakt. Den Wind zu spüren stelle ich mir unfassbar schön vor.
Ich danke dir sehr für die Beschreibung deiner ganz eigenen Eindrücke!
Liebe Grüße
Sandra
Lilli
2. November 2019 at 18:32Liebe Sandra,
dein Artikel war für mich (andersherum) auch eine echte Offenbarung. Ich dachte nämlich immer, dass alle Leute die Bilder beim Lesen sehen können :D Sehr spannend wie du es beschreibst.
Bei mir ist es – wie mir aber erst nach dem Lesen deines Artikels bewusst wurde – so, dass ich „beides“ erlebe, wenn man das so sagen kann. Einerseits „sehe“ ich die Bilder bei guten Büchern vor mir bzw. wenn ein Schreibstil mich richtig mitreißt, fühlt es sich eher wie ein kontrollierbarer Traum an, der durch das Lesen gesteuert wird. Dabei „sehe“ ich dann auch verschiedene „Kameraperspektiven“ und wechsle zwischen Characterview und Allroundansicht. Manchmal kann ich sogar die Geräusche einbauen und ich bin dann beim Lesen fast wie in Trance und nicht ganz „im Raum“. Andererseits hat aber neben dem „Sehen“ und „Aussehen“ jede Figur und jeder Ort eine weitere Ebene in meiner Wahrnehmung: das Gefühl unabhängig von einem Bild. Ich „weiß“ dann welches Gefühl die Figur oder der Ort in mir hervorruft (eine Kombination aus Farbe, Wärme, Lichttemperatur, Gerüchen und Struktur). Wenn ich z.B. durch den Park laufe und dann etwas höre, anfasse oder rieche, das das gleiche Gefühl hervorruft, werde ich sofort an die Geschichte oder den fiktiven Ort erinnert. Das funktioniert im Gegensatz zu den Bildern, die nach Jahren etwas verblassen, aber immer.
Bei Verfilmungen habe ich dadurch den Nachteil, dass ich enttäuscht bin, wenn mein „Sehen“ und mein „Gefühl“ nicht mit der Darstellung zusammenpassen. Oft reicht es aber aus, wenn nur eines von beiden passt. Eine Ausnahme sind dabei z.B. die LoTR -Filme: hier hat Peter Jackson mein „Sehen“ und mein „Gefühl“ fast perfekt zusammengebracht und das ist natürlich großartig!
Danke für deinen genialen Beitrag, ich werde direkt mal ein wenig zu Aphantasie recherchieren – ich finde allerdings nicht, dass es etwas Schlechtes ist… eher eine spezielle, abstrakte Superkraft!
Liebe Grüße
Lilli
booknapping
3. November 2019 at 09:52Liebe Lilli,
danke für deine Eindrücke und das was du beschreibst, ist ja der Knaller! Ein wahres Potpürree an Empfindungen, Bildern und Geräuschen. Wow, einfach nur wow. Bei mir ist das alles ja irgendwie nüchterner, trotzdem kann es sehr emotional sein. Bücher, die etwas in mir hinterlassen, vergesse ich auch meist nicht. Nur sind die „Bilder“ für mich halt nicht wirklich Bilder, sondern eher Szenarien, die ich wieder hervorholen kann. Wenn ich dann eine Buchverfilmung sehe, sage ich manchmal sogar laut, wie schön ich es finde, genau diese oder jene Szene jetzt endlich mal zu sehen :-)
Danke auch für deine Blumen. Und wenn du recherchieren gehst, ich fand den Beitrag auf heise gar nicht schlecht. Einfach mal googeln.
Liebe Grüße
Sandra
Petrissa
2. November 2019 at 18:16Huhu,
ich sehe keine Gesichter, aber alles andere sehe ich sehr deutlich vor mir und wenn ein Buch richtig gut ist, fühle ich es auch. Also ich fühle den Kiesel unter meinen Füßen oder rieche das gemähte Gras. Dass ich die Gesichter nicht sehe, liegt evtl daran, dass ich die Geschehnisse aus den Augen des Protas sehe. Und ja (wo du danach fragst), meine Figuren haben auch unterschiedliche Stimmen.
Ich finde die Vorstellung schrecklich, wenn das alles weg wäre. Aber ich ahne, was du meinst. Vielleicht so, wie wenn ich ein Sachbuch lese. Da sehe ich zwar auch den Darm vor mir xD, aber das Begreifen spielt sich natürlich mehr auf Intellektuellen ab.
Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum mir Rechtschreibfehler nur auffallen, wenn sie extrem sind. Ansonsten bin ich so mit dem beschäftigt, was ich innerlich sehe, dass die Buchstaben an sich Nebensache sind.
Ich denke gerade, ob das auch *mit* einen Unterschied macht, ob man Horror lesen kann. Vor einer Weile habe ich ja „Die Säulen der Erde“ abgebrochen, weil ich es nicht ausgehalten habe, wie der eine Typ die Frau erniedrigt und vergewaltigt hat. Die Vergewaltigung wurde sehr bildlich beschrieben und ich habe das echt gefühlt. Ich habe dann auch mit einer Freundin darüber geredet, weil ich so fassungslos war, dass dies scheinbar so wenigen was ausmacht. Und die Freundin konnte das nicht so verstehen, während ich sie nicht so verstehen konnte. Jetzt wird mir gerade etwas klarer…..
Liebe Grüße
Petrissa
booknapping
3. November 2019 at 09:47Liebe Petrissa,
danke, dass du deine Eindrücke beim Lesen hier teilst :-* Absolut faszinierend, was du alles wahrnimmst und wie sehr es sich doch von meinen Wahrnehmungen unterscheidet. Ich habe „Die Säulen der Erde“ nicht gelesen, kann daher nicht sagen, ob ich vielleicht sogar ähnliches gefühlt hätte. Die Erkenntnis, dass wir alle eine ganz andere „Brille“ aufhaben und uns dessen meist gar nicht bewusst sind, ist so wertvoll.
Der Darm ist übrigens ein super Beispiel :-D
Liebe Grüße
Sandra
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