Wer in den letzten zwei Jahren nicht in völliger Medienabstinenz verbracht hat, wird von der Präsentation des allerersten Fotos eines Schwarzen Lochs gehört haben. Erfolgt ist dies durch Prof. Dr. Heino Falcke am 10. April 2019. Bahnbrechend und dann beim Blick auf das Foto doch so scheinbar unscheinbar. Falckes Reise, die er als Junge, der von einem Besuch auf dem Mond träumte, begann und die ihn als Teil eines großen internationalen Teams bis zu dieser revolutionären Aufnahme führte, hat der Astrophysiker in seinem Buch Licht im Dunkeln festgehalten.
Aufregend. Sympathisch. Persönlich.
Heino Falcke hat mich überrascht. Ich hatte nicht mit einem derart persönlichen Bericht gerechnet. Erwartet hatte ich ein populärwissenschaftliches Sachbuch mit spannenden Details über den Weg zum Foto des Jahrtausends. Bekommen habe ich eine sachlich fundierte Erzählung eines überaus sympathischen Menschen, der mich an Etappen seines Lebens teilhaben ließ. Mir von seinen Bemühungen nach einem guten Blick auf eine Sonnenfinsternis mit seiner sechsjährigen Tochter berichtete. Mir die Augen über Mistkäfer öffnete, die sich tatsächlich an unserer Milchstraße orientieren. Und mir komplexe Themen anhand von Beispielen in Antike und Gegenwart näher brachte.
Die Milchstraße ist neben dem Mond die auffälligste Formation am Nachthimmel. Sie scheint so hell und klar, dass sie der Legende nach den Apostel Jakobus nach Santiago de Compostela geleitet haben soll. Heute benutze ich GPS dafür, aber zumindest Mistkäfer bedienen sich der Milchstraße zur Orientierung, wenn sie ihre Dunghaufen rollen. Dieses weiße Band dürfte aber schon die Gefühle und die Gedanken der ersten Jäger und Sammler inspiriert haben.
Der Untertitel Schwarze Löcher, das Universum und wir hält Wort, denn das Werk bietet geballtes Wissen verpackt in einen aufregenden Text voller persönlicher Erfahrungsberichte und Bezügen zu Natur und unser aller Alltag. Aufbereitet von einem nahbaren Astrophysiker in Zusammenarbeit mit dem Spiegel-Redakteur Jörg Römer.
Ich habe mich sehr gerne auf diese Reise durchs Universum begeben, fühlte mich vom Autor regelrecht an die Hand genommen und auch als relativ Unwissende konnte ich gut folgen. Im zweiten Teil Die Geheinmisse des Universums wurde es etwas schwieriger, so mal eben im Vorbeigehen konnte dieser nicht von mir gelesen werden, wenn über Beweise der Relativitätstheorie berichtet wurde. Als ich darüber las, dass sich intelligentes Leben durch Radiostrahlung verraten könnte und wie Schwarze Löcher entstehen, fühlte ich mich an meine zeitgleiche Lektüre der Trisolaris-Trilogie des chinesischen Science Fiction-Autors Liu Cixin erinnert (und umgekehrt beim Lesen der Romane an dieses Sachbuch). Faszinierend war für mich, wie hier reale Forschung und fiktive Erzählung ineinandergriffen.
Mit Auftauchen der Quasare (ab Seite ~ 140) rutschte meine Hand aus der des Autors und ich musste hinterherlaufen, um seine wieder ergreifen zu können. Hatte Schwierigkeiten vollumfänglich zu verstehen und lief Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Aber ich habe es geschafft – Jörg Römer und Heino Falcke haben mir geholfen und ich konnte wieder aufholen. Dank ihrer Fähigkeit, besonders auch Neulingen in der Thematik, mit ihrer humorvollen, gleichzeitig sachlichen und stets umgänglichen Art, das Universum mit seinen vielen spannenden Geheimnissen näher zu bringen.
Ich kann Licht im Dunkeln allen Interessierten empfehlen, egal, ob sie in der Physikstunde lieber Kritzelbilder gezeichnet als zugehört haben oder stets aufmerksam waren. Erhältlich ist das Buch als Hardcover, Taschenbuch und auch als illustrierte Ausgabe, eine Leseprobe habe ich im folgenden Info-Teil verlinkt.
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