Allein in der Großstadt
Als ich den Splitter-Katalog fürs Frühjahr-/Sommerprogramm 2017 in die Hände bekam, fiel mir S.A.M auf. Das Cover und die Leseprobe hatten mich sofort, ich wollte wissen, was diese Stadt zu Fall gebracht hat, warum die Kids von einem riesigen Roboter verfolgt wurden und mir gefiel das Artwork auf den ersten Blick.
Nur eine kleine Gruppe von Teenagern hat ein vor rund acht Jahren stattgefundenes Massenmorden überlebt. Bis auf dieses Grüppchen von damals noch Kleinkindern scheinen sich keine Menschen mehr in der riesigen City aufzuhalten. Sie sind allein. Wären da nicht noch die Mega-Kampfroboter, die Jagd auf alles machen, das eine Wärmesignatur hinterlässt. In einem Versteck in der Kanalisation überdauern die wenigen Überlebenden standhaft, ernähren sich von Flechten und Pilzen. Zum Überleben aber ist mehr nötig, so geht eine kleine Gruppe immer wieder auf Expedition, um Medikamente und Vitamine ausfindig zu machen. Etwas anderes als Flechten wäre außerdem auch mal eine schöne Abwechslung. Als es bei einer dieser Expeditionen wieder einmal brenzlig wird und ihnen ein patrouillierender Kampfroboter auf die Spur kommt, bemerkt der rothaarige Yann eine Veränderung. Der Mega-Bot hat ihn nicht sofort getötet, obwohl er Gelegenheit gehabt hätte. Und als Yann inne hält, zielt er noch immer nicht auf ihn. Was ist los mit diesem Giganten aus Metall? Hat er einen Bug? Auf der Brust des Roboters stehen die Buchstaben S.A.M … und Yann lässt nicht locker herauszufinden, was los ist mit: S.A.M!
Düster und zugleich liebevoll
Liebevoll? Habe ich da das richtige Adjektiv ausgewählt? Oh ja, ich denke, das habe ich. Der Duden sagt für „liebevoll“:
Adjektiv – 1a. zärtlich besorgt, fürsorglich; 1b. mit großer Sorgfalt, Mühe und …2. Liebe zum Ausdruck bringend; zärtlich
Und genau dies beschreibt für mich die besondere Wirkung dieses Comics. Auf den 48 Seiten geht es nicht immer zimperlich zu, das schließt aber nicht aus, dass der Band für mich nach dem Attribut „liebevoll“ schreit. Einerseits ist dort der Zusammenhalt der kleinen Gruppe Jugendlicher, die größtenteils wohl schon länger in dieser Gemeinschaft leben und sich fürsorglich umeinander kümmern. Obwohl es Reibereien gibt, fehlen Aggressivität, Machtgehabe und Egoismus, wie sie wohl in einer Gruppe Erwachsener auftreten würden. Die jungen Menschen kümmern sich, halten zusammen, sind füreinander da. Im Grunde ein kleines Utopia inmitten einer zerstörten und menschenunfreundlich gewordenen dystopischen Welt.
Hinzu kommt das (darf ich das so sagen?) entzückende Artwork des Künstlers Shang. Er schafft eine besondere Atmosphäre, in dem er die eigentlich rauhe, staubige Umgebung der zerstörten Stadt mit all ihren spitzen Kanten, Metall- und Betonresten größtenteils in warme Erdtöne taucht. Seine Charaktere haben nicht nur durch ihre großen Augen eine freundliche Ausstrahlung, so gefährlich sie auch selbst wirken möchten. Marazanos Szenario und Shangs Zeichnungen und Koloration befinden sich im Gleichklang.
1 von 4
„Nach dem Menschen …“ ist der erste von vier Bänden in der Reihe S.A.M, die Fortsetzung kommt bereits im November und ich werde auf jeden Fall dran bleiben. Ich freue mich darauf bald mehr zu erfahren über den „Bug“ (?) in S.A.Ms Steuerung und natürlich über die weitere Zukunft der Kids.
Dieser Comics eignet sich übrigens nicht nur gut auch für Comic-Einsteiger, sondern auch für jüngere Leserinnen und Leser. Ich bin gespannt, wie er euch gefällt.
S.A.M Band 1: Nach dem Menschen …
Getextet und gezeichnet von
Richard Marazano und Shang
Übersetzt von
Swantje Baumgart
Genres und Leseprobe
Science Fiction, Dystopie, Phantastik
Leseprobe auf der Webseite des Splitter Verlags: S.A.M Band 1 bei Splitter
Noch ein paar Details
Erschienen 01.08.2017 im Splitter Verlag, ISBN 978-3-95839-538-1, 48 Seiten, Eur 14,80, Hardcover, Farbe
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