Ulf, Otto, Tita und Heiko sind die allerbesten Freunde. Und sie sind Detektive. Stopp – sie wären gerne Detektive, noch sind sie Kinder, die jeden Tag zur Schule gehen, Hausaufgaben machen (müssen) und liebend gerne Verbrechen aufklären. Als eine neue Schülerin in die Klasse kommt, wittern sie einen Fall, den sie aufklären wollen. Denn Uli, die Neue, benimmt sich verdächtig und ihre Eltern erst! Sie tragen komische Klamotten, haben dicke bunte Brillen auf der Nase, fahren Skateboard und führen geheimnisvolle Telefongespräche. Da MUSS einfach mehr dahinter stecken.
Die Vier beginnen, Uli zu beschatten und sich Notizen über sie zu machen. Nur Ulf findet das alles übertrieben und sieht in Uli nur ein nettes neues Mädchen in ihrer Klasse, die zwar Eltern hat, die wie Rockstars aussehen, aber … was soll’s. Ulf mag Uli.
Da muss doch ein Verbrechen aufzudecken sein
Tanja Esch hat mir mit ihrer Geschichte um die kleine Detektivbande einen Flashback beschert. Ich musste sofort daran denken, dass ich als Kind auch sehr gerne Verbrechen auf der Spur war. Sei es, der Gartennachbar, den wir verdächtigten, seine Gemüsebeete zu vergiften oder die Frau, die hinter den Gärten einsam wohnte, als Hexe einzustufen. Ok, eine Hexe ist nicht zwingend eine Verbrecherin, aber sie hatte ein Geheimnis. Wir WUSSTEN das einfach. Rückblickend ist das natürlich Unsinn, aber den Comic Ulf und das Rätsel um die Neue zu lesen, erlaubt ein Wiederentdecken der alten Geheimnisse. So ganz hat die sicher niemand vergessen.
Dies gelingt der Autorin deshalb so gut, weil sie ihre faszinierende und zugleich zeitlose Story so realitätsnah erzählt und ein ausgesprochen feines Gefühl für Details hat. Ihre Figuren sind zeichnerisch eher einfach, haben Luftballonköpfe und Gummiarme und sind dabei stets so in Szene gesetzt, dass man sie einfach lieben muss. Eine „Köpfe“-Galerie gleich zu Beginn des Buches zeigt alle der Figuren und setzt sie ins Verhältnis zueinander. Diese zu entdecken, sowohl vor als auch nach der Lektüre, hat mir schon viel Spaß gemacht.
Auch Leseanfänger*innen können diese herzige Graphic Novel lesen, ich empfehle aber dringend auch den (dem Alter nach) Erwachsenen einen Blick in Ulf und das Rätsel um die Neue zu werfen. Zu schön sind die aufpoppenden Erinnerungen an die eigene Kindheit und die Leichtigkeit in der Geschichte. Natürlich ist für uns Ältere keine große Überraschung drin und auch aufmerksame jüngere Lesende können Hinweise auf die Lösung des Geheimnisses auf den bunten Seiten entdecken, aber das ist gar nicht wichtig. Im Fokus steht die unaufdringliche Art, in der Tanja Esch aktuelle Themen wie Gleichberechtigung, Vorurteile und Gruppendynamiken behandelt. Und Freundschaft selbstverständlich. Diese steht an erster Stelle.
Ein herzig schön gezeichneter Comic voller Humor und mit einer spannenden Detektivstory für ganz junge, etwas ältere und meinetwegen auch ganz alte Lesende.
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2 Comments
Tina
23. Oktober 2020 at 17:57Einen wunderschönen Freitagabend,
nun schaffe ich endlich mal, mir den Beitrag durchzulesen.
Die einfach Zeichnungen, die du so schön mit Ballonköpfen und Gummiarmen bezeichnet hast, finde ich wirklich amüsant. Es erinnert mich an einige Cartoons, die man früher im TV gesehen hat.
Obwohl „Hey Arnold“ schon mehr Schliff hatte.
Ansonsten gefällt es mir, dass die Graphic Novel an sich für Kinder ist.
Liebe Grüße
Tina
booknapping
28. Oktober 2020 at 14:51Hallo Tina
danke für dein Feedback. Es gibt zum Glück heute sehr viele schöne Comics für Kinder – das finde ich auch total klasse.
Liebe Grüße
Sandra
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